“Er macht zwar eine ganz andere Arbeit, aber warum verdient er so viel mehr als ich?! Er muss natürlich auch jedem mit seinem neuen Auto zeigen, was er hat. Das Geld dafür hat er bestimmt nur geerbt!”
“Eigentlich mag ich sie ja sehr gerne, aber warum läuft in ihrem Leben immer alles so gut? Sie wohnt jetzt in dieser großen, schönen Wohnung, ich könnte mir das nie leisten. Sie hat auch diese tolle Figur und das obwohl sie isst, was immer sie mag. Ich nehme sofort zu!”
Nur weil jemand anderes Glück oder Erfolg hat, wird dir nichts weggenommen
Dies sind Gedanken, die wir alle in ähnlichen Formen zu irgendeiner Zeit unseres Lebens hatten. Gedanken, die eines der unangenehmsten Gefühle in uns hervorrufen – Neid. Erdrückend sitzt es in uns fest und verändert unser Befinden in kürzester Zeit – die Augen verengen sich, der Blick wird abschätzig, die Mundwinkel sinken verhärmt, unsere Seele wird hart und die Gedanken negativ.
Diese Reaktion wäre nachvollziehbar, wenn uns gerade etwas weggenommen oder wir unfair behandelt worden wären. Beides ist nicht der Fall, denn objektiv hat das Glück eines anderen keine negativen Auswirkung auf unsere “Menge” an Glück. Und doch gibt Neid uns das Gefühl, dass das Glück anderer ein Nachteil für uns sei. Wären Gefühle rational, dann müsste Glück und Erfolg stark limitierte Ressourcen sein: Hat jemand Glück, reduziert sich das global vorhandene Glück und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass auch ich Glück habe!
Ein Leben frei von Neid
Der Wunsch, ein Leben frei von Neid zu leben, ist vor allem dann groß, wenn uns bewusst wird, wie sehr Neid unser Leben prägt und formt:
- Es belastet und zerstört deine Beziehungen und Freundschaften.
- Du entmutigst dich auf dem Weg zu deinen Zielen und zerstörst dein Selbstvertrauen.
- Du verlierst dein eigentliches Ziel aus den Augen.
- Du bist dich deiner Ziele möglicherweise noch nicht im Klaren, da Neid unseren Fokus auf das legt, was andere haben und nicht auf das, was wir eigentlich wollen.
- Es macht dich unzufrieden und gibt dir das Gefühl, nichts zu erreichen, da irgendjemand immer mehr haben wird als du.
Neid ist vor allem eine Verschwendung an Energie: Wenn jemand hat, was du auch für dich möchtest, dann sorgt dein Neid nicht für eine Umverteilung: Er hat es weiterhin. Du hast es weiterhin nicht, aber fühlst dich zusätzlich traurig, entmutigt und ungerecht behandelt. Neid schadet nur dir selbst, da es negative Gefühle kumuliert, ohne dich deinem Ziel einen Schritt näher zu bringen. Die Psychologie kennt zwar auch den sogenannten positiven Neid, der ein Gefühl des Ansporns und Ehrgeiz auslöst. Ich bin mir sicher, dass niemand, der sich fragt, Was tun gegen Neidgefühle? diese Form meint.
Was tun gegen Neid?
Auch wenn die Psychoanalytiker unter Euch mir widersprechen werden, ich bin der Überzeugung, dass neidisch sein, nicht in der “Natur” unseres Daseins verwurzelt ist – neidisch ist man nicht. Ich hatte das Glück für eine Weile in einem neidfreien Land in Südostasien zu leben. Wir werden nicht als Neider geboren.
Neid ist eigentlich das Gefühl der Ohnmacht und der Hoffnungslosigkeit. Anstatt uns für und mit unserem Mitmensch zu freuen und uns auszumalen, wie wir uns freuen würden, wenn uns das selbe Glück widerfährt, sprechen wir anderen das Positive ab, reden es klein und bewerten es als “unverdient”.
Entmachte den Neid und übernimm Verantwortung für deine negativen Gefühle
- Arbeite an deinen Gedanken und Gefühlen zugleich: Die Reaktion auf das Erfolg und Glück anderer ist bei dem einen ein freudiges Gefühl, bei einem anderen hingegen Gefühle voller Neid. Gedanken an den erfolg anderer können einen Gefühls-Automatismus bewirken: wir reagieren wie einen ferngesteuerter Roboter, kumulieren negative Gefühle in uns und wissen nach kurzer Zeit gar nicht mehr was der Ursprung war.
- Wir sind unseren Gedanken und Gefühlen nicht ausgeliefert. Positive Gedanken lösen Gefühle der Freude aus, negative Gedanken hingegen Gefühle des Neids, Unzufriedenheit und Missgunst. Der springende Punkt dabei: Für seine Gefühle trägt jeder die Verantwortung selbst. Mach dir bewusst, dass du für deine Gefühle selbst verantwortlich bist. Niemand muss sich so verhalten, wie es dir gut tut. Niemand muss sich so verändern, dass du dich gut fühlst. Dein Gefühl, deine Verantwortung.
- Stelle dich deiner Verantwortung. Mach dir bewusst, dass nur du deine Gefühle lenken kannst. Nur du kannst die Weichen für einen positiven Umgang und positiver Reaktion auf das Glück anderer stellen.
- Neid ist eine Spirale. Die negativen Gefühle als Reaktion au das Glück eines anderen, reduzieren nicht des einen Glück und führen zu einem Plus auf deinem Zufriedenheitskonto. Im Gegenteil: Sobald der Neid uns leitet, führt der Neid zu Verachtung des anderen, die Verachtung der anderen zur Selbstverachtung und Selbstmitleid, die Selbstverachtung zu diffusen Gefühlen des Es-nicht-wert-sein, aber auch Es-nicht-schaffen-können. Wir bleiben zurück frustriert, entmutigt und voller negativer Gefühle für unsere Mitmenschen. Und all das, weil einem anderen etwas Gutes widerfahren ist?! Komplexe und Minderwertigkeitsgefühle.
- Ergründe das “Warum?” deines Neidgefühls. Warum reagiere ich ablehnend auf das Glück eines anderen? Was fehlt mir, damit ich mich für ihn freuen kann? Warum glaube ich, dass ich es für mich nicht erreichen kann? Warum glaube ich, dass ich es nicht wert bin? Warum nehme ich mich nicht an?
- Wer mit sich und seinem Leben zufrieden ist, neidet nicht. Neid kann das Signal sein, wesentliche Dinge an uns zu ändern, allen voran die innere Haltung zu uns und unserem Leben. Wer ständig schaut, was andere haben, hat zu wenig Energie und Fokus auf die eigenen Ziele und Herausforderungen.
Neid überwinden: Der Tod des Neids ist die Mitfreude
Kennst du das Wort Mitfreude? Im ersten Moment fragte ich mich, ob es das Wort überhaupt gibt, so selten wie wir es benutzen und hören. Mitfreude ist das Gegenmittel zu Neid: Du freust dich aufrichtig, dass deinem Freund ein Glück zuteil wurde oder du gratulierst voller Anerkennung jemandem, der sein Ziel erreicht hat. Wann hast du das letzte Mal gesagt:”Wie schön, dass genau dir das passiert ist! Ich freue mich für dich!”
Neid bekämpfen: Je mehr wir uns für andere freuen, desto mehr färbt das Glück auf uns ab
- Nimm deine Mitmenschen nicht als Konkurrenz wahr: Wir alle sind einzigartig und erreichen die selben Ziele in sehr individueller Art und Weise. Bleib bei dir und konzentriere dich auf deine Stärken. Das Glück der anderen muss nicht dein Nachteil sein.
- Sei exakt der Freund, den du dir für dich selbst wünschst: Sei großzügig mit dir und anderen. Unterstütze deine Mitmenschen auf ihrem Weg. Erfreue dich an ihren Erfolgen. Las dich von ihnen inspirieren und beraten.
- Glaub an dich und an deine Ziele. Dass jemand das selbe Ziel bereits erreicht hat, zeigt dir, dass es möglich ist, wenn du dran bleibst.
- Neidische Menschen fehlt häufig der Fokus auf eigene Ziele: Wandert ein Freund aus, dann will man auch auswandern. Kauft sich ein Freund ein Haus in der Heimat, dann will man das auch. Neider wollen alles und am besten sofort. Kläre für dich, was dir wirklich wichtig ist. Was sind deine Ziele?
- Wechsle die Perspektive und lass los: Glück und Zufriedenheit findest du nicht in dem, was man besitzen kann. Mach dich auf den Weg zu dir selbst.
Was hilft noch gegen Neid?
Dir ist sicher schon bekannt, dass Meditation bei negativen Gefühlen hilft. Ich bin versucht zu sagen, dass es keinen Zaubertrick gegen Neid gibt. Aber ich habe bei mir in kurzer Zeit eine so erstaunliche Veränderung von Neid zu Mitfreude wahrgenommen, dass ich fast von Zauber sprechen möchte: eine regelmäßige Mantrameditation.
Wer morgens nach dem Aufstehen 101 mal rezitiert “Mögen alle Lebewesen glücklich sein”, der wird nach einigen Morgen der Übung nicht so schnell in Neid verfallen, wie dies zuvor vielleicht in der gleichen Situation der Fall gewesen wäre.
Wenn du dich für Mantrameditation interessierst, dann empfehle ich dir diesen Artikel: Wie finde ich mein Mantra?
Ich freue mich zu erfahren, wie du mit Neid umgehst. Was hat dir geholfen?
Schreibe deine Erfahrung doch in die Kommentarspalte!
Alles Liebe für Dich
Laura
Neid beruht immer auf Hunger. Es-Ich-Überich, Instanzenmodell. Es hat Hunger, Überich sagt iss was, ich fühlt Hass und Neid.