Unser zwischenmenschliches Miteinander wird leichter, wenn wir im Alltag uns bewusst werden, was wir wie sagen, denn allein die Wahl unserer Worte und des Tonfalls machen aus Kommunikation schon eine Achtsamkeitsübung.

 

Wann wird Kommunikation achtsam?

Tag für Tag tauschen wir sowohl auf der verbalen Ebene als auch der nonverbalen Ebene Informationen, Signale oder Botschaften aus. Wir lauschen den Stimmen und Geräuschen unserer Umgebung schon bevor wir geboren werden und nach der Geburt warten alle auf den ersten kräftigen Schrei des neugeborenen Kindes. So beschäftigen wir uns bereits Zeit unseres Lebens mit Kommunikation. Eigentlich müssten wir alle auf diesem Gebiet längst Profis sein. Doch unser Alltag offenbart das Gegenteil:  Wie schnell kommt es doch täglich zu Missverständnissen, die unser mal mehr, mal weniger komplexes Beziehungsgeflecht belasten.

 

Dieser Artikel ist der Auftakt der Reihe “Achtsame Kommunikation”. Weitere findest du hier:

Achtsame Kommunikation in der Beziehung

Achtsames Zuhören

 

Sprechen und Zuhören: Alltägliches im Fokus der Wissenschaft

Es gibt eine Vielzahl von Modellen und Theorien, die versuchen, das Thema Kommunikation greifbarer und verständlicher zu machen. Alle wollen helfen, unser Kommunikationsverhalten zu verbessern.

Bekannt sind zum Beispiel das “Eisberg”-Prinzip, das sich mit der Verteilung der verbalen und nonverbalen Anteile an der Kommunikation beschäftigt.

Eine andere Sichtweise ist das “Sender-Empfänger-Modell” oder auch die Integration von verschiedenen Aspekten der Kommunikation im Kommunikationsquadrat bei Schulz von Thun (Sender-Empfänger / Sach-Beziehungsebene / Selbstkundgabe, Äußerung & Appell).

 

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Eines der aktuell sehr bekannten Modelle ist das Modell der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg. Er empfiehlt zum Beispiel, eigene Anliegen in vier Schritten zu kommunizieren:

Beobachtung (Was stelle ich fest? Welche überprüfbaren Fakten gibt es?)

Gefühl (Wie fühle ich mich?)

Bedürfnis (Welches Bedürfnis habe ich?)

Bitte (Formulierung einer Bitte an Gesprächspartner/-in oder Darstellung eigener Beitrag)

 

Die innere Einstellung macht’s: Mit Meditation und Bewusstsein zu besserem Austausch mit anderen

Unabhängig von unserer Rolle (Sender, Empfänger oder Beobachter) im Rahmen einer Kommunikation hilft eine achtsame Haltung beim Gelingen der Kommunikationen. Diese achtsame Haltung richtet sich sowohl auf uns selbst als auch unseren Gesprächspartner/-in. So ist unter anderem eine Grundlage für eine erfolgreiche Kommunikation, dass wir unser gewünschtes Thema an die richtige Person zum passenden Zeitpunkt zu adressieren. Hier kommt jetzt wieder die Achtsamkeit ins Spiel.

Jede(r) kann sich bereits vor Beginn eines Gespräches selbst fragen: Wie geht es mir gerade? Wie fühle ich mich? Ist dies für mich der richtige Zeitpunkt / Ort / Gesprächsatmosphäre …? Ebenso verhält es sich mit dem Gesprächspartner/-in: Wie geht es ihm/ihr? Ist der Zeitpunkt für sie/ihn passend? All dies lässt sich bereits durch offene Fragen im Rahmen der Begrüßung herausfinden. 

 

Ruhige, positive Gedanken durch Meditation als Vorbereitung auf Gespräche

  • Insbesondere bei Meinungsverschiedenheiten oder Gesprächssituationen, vor oder in denen eine erhöhte Anspannung spürbar ist, ist es wichtig, selbst zur Ruhe zu kommen und eine passende Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Hier kann es ratsam sein, für sich selbst zunächst zu meditieren (z.B. 3 – 5 Minuten Atemmeditation, kurze progressive Muskelentspannung, o.ä.). Damit wird verhindert, dass sich Anspannung oder Stress auf die Gesprächssituation oder im schlechtesten Fall sogar auf den Gesprächspartner/-in überträgt. 
  • Weiterhin kann man die eigene Einstellung und Haltung im Rahmen von Gesprächen immer wieder neu überprüfen. Die Erfahrung, die man aus einem Gespräch oder einer Situation gewinnt, hängt oft auch mit der Einstellung zusammen, mit welcher man dem Ereignis entgegentritt. So wird das Ergebnis eines Gespräches anders ausfallen, wenn die eigene Haltung kühl, distanziert und kritisch ist, versus offen, wohlwollend und neugierig. Einige Minuten Mettameditation vor dem Gespräch zum Wohl des Gesprächspartners, sorgt für eine positive Grundeinstellung.

 

Fünf Tipps für achtsames Zuhören

Nun die Empfehlungen aus der Praxis für die Praxis, die das nächste Gespräch spürbar verändert wahrnehmen lassen:

  • Schaffe eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre. Den meisten Menschen fällt es leichter, sich mitzuteilen, wenn sie dies in einer angenehmen und durch Respekt und Vertrauen geprägten Atmosphäre tun können.
  • Sei empathisch. Versetze dich in die Situation deines Gesprächspartners. Versuche, die Argumente und Sichtweisen aus seiner/ihrer Perspektive zu sehen. Suche nicht nach Fehlern oder Problemen sondern richte Deine Aufmerksamkeit bewusst darauf, die positive Absicht herauszufinden, die dein Gesprächspartner verfolgt. Nimm wahr, wie sich dein/e Gesprächspartner/-in gerade fühlt. Dies kannst du z.B. oft an nonverbalen Signalen erkennen.
  • Lächle. Ein offenes Lächeln ist die schönste Einladung zu einem Gespräch. Selbst dann, wenn das Thema kritisch sein mag.
  • Sei offen, neugierig und konzentriert. Mach deinen Kopf frei von deinen eigenen Gedankenströmen und konzentriere dich auf das, was dein Gesprächspartner/-in zu dir sagt (auf allen Ebenen, also auch der non-verbalen). Halte Augenkontakt und bleibe dadurch in Verbindung mit deinem Gesprächspartner/-in.
  • Bewerte oder interpretiere die Aussagen nicht sofort. Nimm die Informationen erst einmal auf und frage nach, falls du etwas nicht versteht oder verstanden hast. Triff keine Annahmen darüber, was dein Gesprächspartner/-in gemeint haben könnte. Frage freundlich so lange nach, bis du es verstanden hast. Um sicher zu gehen, könntest du das Gesagte in eigenen Worten wiederholen und dir dazu Feedback erbitten. Bleib in engem Kontakt mit dir selbst, damit du feststellen kannst, was das Gesagte oder auch die nonverbalen Signale bei dir selbst auslösen. Das hilft dir dabei, Projektionen zu vermeiden. Schließlich hat jede(r) ein Recht auf seine Meinung oder das eigene Problem. 

Wir können nicht nicht kommunizieren.Paul Watzlawick

Fünf Tipps für achtsames Sprechen

Ebenso wie beim Zuhören gilt auch beim aktiven Kommunizieren: Baue zunächst eine Verbindung zu deinem Gesprächspartner/-in auf. Falle nicht mit der Tür ins Haus. Mache dir ein Bild von der Situation und der Stimmung. Schaffe eine passende Gesprächsatmosphäre. 

  • Schalte deinen Autopiloten aus. Wenn jemand dich etwas fragt oder auch wenn du mitten in einem Gespräch bist, nimm dir ruhig die Zeit, deine Antwort zu überlegen und bewusst zu entscheiden, ob und wie du antworten möchtest. Folge nicht unüberlegt dem direkten Impuls zur Antwort. Manchmal ist es vorteilhaft, zunächst weitere Informationen einzuholen oder auch einmal zu Schweigen. 
  • Sende Ich-Botschaften. Im Zentrum deiner Kommunikation steht in den meisten Fällen ein berechtigtes Bedürfnis deinerseits. Achte auf deine Formulierungen und kommuniziere mit Ich-Botschaften (z.B. Ich möchte … / Ich fühle … / Ich bitte …).
  • Stelle Offenheit und Transparenz her. Gib deinem Gesprächspartner/-in die Möglichkeit, deine Argumente nachzuvollziehen. Informiere sie z.B. in einem Nebensatz über deine Motive, Gründe oder Bedürfnisse. (Beispiel: Ich brauche mehr Zeit für mich selbst, weil ich sonst den Stress nicht verarbeiten kann, den ich aktuell auf der Arbeit habe.). Als Achtsamkeitsübung helfen hier schon oft 3 Minuten in der Stille zu meditieren und die eigenen Gedanken und Emotionen zu beobachten. So verschaffst du dir selbst Klarheit und könntest dies auch deinem Gesprächspartner-/in vermitteln.  
  • Kommuniziere mit Wertschätzung. Achte auch in kritischen Gesprächssituationen auf Positives oder Gemeinsamkeiten und sprich diese an. Für die meisten Menschen sind Respekt und Anerkennung besonders in schwierigen Situationen wichtig und erhöhen die Bereitschaft, einen Kompromiss zu finden.
  • Beeinflusse deine innere Haltung. Als kleine Achtsamkeits-Übung, die an dieser Stelle hilfreich sein kann, könntest du deinem Gesprächspartner/-in aufrichtig und von Herzen einen positiven Wunsch senden. Indem du im Stillen für dich den Gedanken “Mögest du glücklich sein” wiederholst. So lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf etwas Positives, entspannen Ihre Gedanken und öffnen Ihren Geist und Ihr Herz für ein Gespräch auf Augenhöhe. 

 

Danke, dass du dir für das Thema Achtsamkeit in der Kommunikation Zeit genommen hast. Mit nur wenigen Veränderungen können wir einen positiven Unterschied in unserem und dem Leben anderer machen.

Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!

Sei gut zu dir.

Liebe Grüße

Alexandra

 

Foto: Katrin Schäfer Fotografie

Über die Gastautorin: Alexandra Gudereit ist zertifizierte Trainerin für Achtsamkeit, Meditation und ZENbo Balance® sowie systemischer Coach & Beraterin auf Mallorca. Sie bietet mehrtägige Retreats sowie Workshops und Wanderungen zum Thema Achtsamkeit, Meditation und Persönlichkeitsentwicklung an.

Weitere Informationen unter: https://www.holistic-empowerment.com/about-me/  

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