Der Tag geht zu Ende, man bespricht mit dem Partner kurz die Vorkommnisse im Beruf und tauscht Informationen über den Tag der Kinder aus. Kurz noch Randthemen streifen: wie geht es dem Haustier, was erzählen die Nachbarn und welcher Zeitungsartikel hat einen heute aufgeregt. Beide Partner sind müde vom langen Tag, jeder von ihnen kann nachvollziehen, dass man nur noch einen Film ansehen möchte oder jedenfalls seine Ruhe braucht. Und dann ist es auch schon Zeit zum Schlafengehen.

Viele Paare werden so stark im Alltag in Anspruch genommen, dass die Kommunikation in Beziehung schleichend verkümmert. Gesprochen wird über Organisatorisches und Banalitäten des Alltags. Womöglich kommt eines Tages der Moment, in dem man seinen Partner mit dem Gedanken ansieht: “Eigentlich haben wir uns nicht mehr viel zu sagen…”.

 

Achtsames erzählen und zuhören: Beziehung stärken durch bewusste Kommunikation

Über das Innenleben, die Gefühle, Freuden und Sorgen unseres Partners zu erfahren, verbindet und lässt uns Reaktionen leichter verstehen und einordnen. Streitgespräche über die altbekannte offene Zahnpastatube oder “falsch” eingeräumte Spülmaschinen sind bekanntlich oft nur der kleine Nebenkriegsschauplatz neben den eigentlichen Baustellen einer Beziehung: Über- oder Unterforderung im Job, Frust in der Sexualität, Verlustängste, Schwierigkeiten mit der Schwiegerfamilie oder Uneinigkeit in der Kindererziehung. Eine achtsame Gesprächskultur bringt Paare auch in stressigen Zeiten immer wieder zueinander und ermöglicht die Herausforderungen gemeinsam zu überwinden.

Die zwei vorgestellten Kommunikationsübungen eignet sich für eine ruhige Abendstunde gemeinsam auf dem Sofa. Denkbar wäre auch ein “neutraler Ort”, wie ein Café oder ruhiges Restaurant und bei schönem Wetter vielleicht beim Spaziergang durch einen Wald oder um einen See.

Praktische Übung 1: Achtsames Zuhören in der Beziehung

Die Übung ist sehr einfach und geht kurz gesagt so: Einer spricht. Der andere hört zu. Und fasst am Schluss das Gesagte zusammen. 

So einfach, so gut. Ein Partner beginnt von sich zu erzählen. Legt anfangs eine Zeit fest, vielleicht fünf Minuten, in der nur einer von Euch spricht. Erzähle von einem Ereignis, das dich bewegt, beschreibe deine Gedanken und teile dich ehrlich deinem Partner mit.

In der Zeit gibt es keine Nachfragen oder sonstige Unterbrechungen seitens des zuhörenden Partners. Wenn du in der Rolle des Zuhörers bist, dann achte bitte darauf, nicht in Gedanken abzuschweifen. Achte auf die Wortwahl, die Gestik und Mimik deines Partners während des Sprechens und nimm Unterschiede in der Tonlage, Sprechgeschwindigkeit bewusst wahr.

Nach dem Ende des festgelegte Zeitraums wiederholt der Partner, der bisher nur zugehört hat, das Gesagte. Es soll das Verstandene in eigenen Wort wiedergegeben werden, jedoch ohne wertende Kommentare. Der erzählende Partner kann die Wiedergabe korrigieren oder noch weitere Informationen ergänzen.

Danach werden die Rollen getauscht. Abschließend sollten beide drüber reflektieren, wie sie sich nach der Übung fühlen. Es geht dabei nicht um den Inhalt des Gesprächs, sondern die Wahrnehmung des Erlebens des Partners.

Ziel der Übung ist der Einblick in das Gefühlsleben des Partners, zum besseren Verständnis, was sie / ihn bewegt.

 

Praktische Übung 2: Dem Partner achtsame Fragen stellen

Die folgende Achtsamkeitsübung ist auch möglich, ohne dass du deinen Partner einweihst: Lege für dich einen Zeitraum fest, vielleicht 15 Minuten und stelle deinem Partner Fragen. Die Fragen sollten auf die sinnliche Wahrnehmung und die verbundenen Emotionen abzielen. Beispiel:

  • Was beschäftigt dich momentan? Oder: Welches Erlebnis (in der Jugend / Kindheit / vor Kurzem / etc) beschäftigt dich heute noch?
  • Wie hast du dich dabei gefühlt? Was war in der Situation schwierig / herausfordernd / traurig / schön für dich?
  • Welche Bedürfnisse hast du dabei gespürt?
  • Welche weitere Entwicklung wünscht du dir?
  • Gib deinem Partner genug Zeit, Antworten zu formulieren und kreiere keinen Druck indem du die nächste Frage nachschiebst.

Wie antwortet dein Partner? Wie verändert sich die Gestik und Mimik deines Partners während des Gesprächs? Wie ist die Tonlage, und Sprechgeschwindigkeit und die Körpersprache? 

 

Wenn dein Interesse an der Achtsamkeit in der Kommunikation geweckt wurde, dann findest du einen noch ausführlicheren Artikel über achtsames Zuhören findest du hier.

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