Fernsehen und Achtsamkeit? Wie soll denn das zusammenpassen? Fernsehen ist gedankenloses Zeitvertrödeln und hat nichts mit Meditation und Achtsamkeit zu tun; höre ich dich einwenden. Jein. Denn auch das Sehen eines Spielfilms kann mit Achtsamkeit begangen werden.
Ich will dir beschreiben, wie du deinen nächsten Fernseh- oder Filmabend achtsam begehen kannst…
Vorbereitung
Sorge von Anfang an dafür, dass du nur den Film, den du sehen willst, ansiehst. Lege die Fernbedienung außer Reichweite. Sorge dafür, dass du in Ruhe den Film sehen kannst, idealerweise allein und du nicht unterbrochen wirst.
Stell dir ein Glas Wasser bereit, lasse Chips und sonstige Knabbereien in der Schublade, diese würden dich zu sehr ablenken.
Das Gleiche gilt für anderweitige Ablenkungen – kein gleichzeitiges Surfen im Internet oder Email-checken!
Achtsamkeit während des Films
Nun beginnt der Film – lasse ihn auf dich wirken. Gibt es Szenen, die dich besonders berühren/erschrecken? Nimm die Emotionen wahr, die diese in dir hervorrufen. Versuche, die Ursachen dieser Emotionen zu erahnen.
Erinnert dich die Szene an etwas aus deiner Vergangenheit oder etwas, was dich in deinem Leben derzeit beschäftigt, z.B. Liebeskummer? Nimm dieses Gefühl wahr, ohne die Handlung des Films außer Acht zu lassen.
Vielleicht gibt es auch Teile des Films, während derer du dich extrem langweilst und du am liebsten eben doch mal kurz auf Facebook vorbeischauen oder etwas anderes machen würdest? Nimm diesen Impuls wahr, aber gib ihm nicht nach.
Wenn dir der Film jedoch überhaupt nicht zusagen sollte, dann triff bewusst die Entscheidung gegen den Film und schalte den Fernseher aus.
Es geht nicht darum, miese Fernsehunterhaltung aushalten zu müssen.
Kurze Nachbetrachtung
Nimm dir nach dem Film zwei Minuten Zeit für ein gedankliches Resümee: Wie hast du dich während des Films gefühlt? Wie war deine Stimmung vor dem Film und wie ist sie jetzt?
Auf was führst du das zurück?
Viel Spaß beim Experiment “Achtsames Fernsehschauen” – über deine Erfahrungen freue ich mich!
Das Ganze funktioniert im Übrigen auch mit der Tagesschau, mit Serien oder Dokumentationen.
Hallo,
ich bin also nicht die einzige, die meditativ Filme/Dokus schaut 🙂
Bei mir hat es allerdings einen anderen Hintergrund. Ich fällt es seit der Grundschule (seitdem bewusst) sehr sehr schwer, mich zu konzentrieren. Vor ca. 3 Jahren bekam ich schließlich die Diagnose ADHS. Weil ich keine Medikamente wollte, probierte ich in den letzten 3 Jahren viel aus. Allerdings weniger in Bezug auf die Konzentration, sondern mehr bezogen auf meine Impulsivität und meinen Antrieb.
Die Konzentration versuchte ich vor allem mit bestimmten Spielen zu verbessern. Erfolgreich war ich damit aber nicht fühlbar.
Schließlich bekam ich die Möglichkeit, per Ergotherapie ein Neurofeedbacktraining zu machen.
Während das Training 2015 noch hochgelobt wurde von den ADHSlern, wird es jetzt total schlecht geredet. Irgendwelche Studien sollen erwiesen haben, dass es nicht funktioniert. Zumindest nicht bei ADHS-Betroffenen.
Von den Kritiken wusste ich zu Anfang meiner Sitzungen nichts und war erst mal verblüfft, wie schräg mein Kopf funktioniert. Ich nutze quasi meine Gehirnwellen falsch. Es war für mich eine regelrechte Erleuchtung, was ich über mich erfuhr und vermutlich weil ich allgemein ein extrem selbstreflektierender Mensch bin, habe ich dabei auch sehr schnell Erfolge erzielt. Ich nahm das, was ich während der Therapie lernte, sehr schnell auch zu Hause wahr und stellte fest, dass ich insbesondere beim Lesen nahezu genauso trainieren kann, wie vor dem Computer in der Therapie.
Was mir sehr schnell auffiel, wahr, dass ich bei echter, gelöster Konzentration einen Zustand in meinem Kopf wahrnehme, der sich anfühlt, wie wenn ich 20 Minuten meditiere.
Zur Erklärung: bis dahin hatte ich erst 2 meditative Entspannungserfolge. 20 Minuten lang war ich noch eher unruhig, hatte viele Gedanken im Kopf, jedes Mal nach den 20 Minuten sank ich in eine tiefe Entspannung, ein wohliges Gefühl in dem ich am liebsten stundenlang versunken geblieben wäre.
Haargenauso fühlte ich mich bei einem besonders großen Erfolg vor dem Neurofeedbackcomputer!
Dies hat den zusätzlichen Effekt, dass ich nun sehr schnell in diesen meditativ entspannten Zustand umschalten kann (esseidenn ich fühle mich besonders unruhig).
Der Haupteffekt ist, dass ich mittels dieser meditativen Aufmerksamkeit nun kaum noch abtriffte. Das gelingt mir nicht immer perfekt und ich muss mich derzeit noch daran erinnern. Wenn ich nicht daran denke, was ich zu tun habe, dann folge ich einem Film oder einer Doku mit einer Aufmerksamkeit die eines Kleinkindes gebührt. Aber sobald ich mich erinnere, dass ich meine Gehirnwellen gerade falsch nutze, kann ich sehr schnell umschalten, fühle mich bald super entspannt und kann dem Geschehen nahezu problemlos folgen. Manchmal schweife ich trotzdem ab, was aber nicht schlimm ist, da ich das nun viel schneller mitbekomme als vor dem Neurofeedbacktraining.
Nun wollte ich wissen, ob es bereits Themen über meditatives Fernsehen im Netz gibt, ob andere ähnliches tun und tatsächlich.. Es gibt sogar Tipps, die mich noch weiter bringen!
Vielen Dank 🙂