Täglich 15 Minuten meditieren, nach Feierabend ins Yoga-Studio, gesundes Essen, tägliche Sporteinheiten und zuletzt der Blick auf die Uhr – alles geschafft?
Mediation, Yoga und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit offenbaren sich mehr und mehr als Hype; als ein Trend, dem sich mittlerweile einige Menschen angeschlossen haben – oft aus Verzweiflung, weil noch nicht alles erreicht ist. Die Liste der Erwartungen ist lang.
An dieser Stelle ist Mediation nicht mehr ehrlich. Die Achtsamkeitshaltung verliert ihre Aufrichtigkeit.

„Verzweiflung befällt zwangsläufig die, deren Seele aus dem Gleichgewicht ist“. Mit diesem Satz beschreibt der Philosoph Marc Aurel das Gefühl, mit sich selbst einen Kampf austragen zu müssen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Häufig unternehmen die Menschen den Versuch, den eigenen Erwartungen oder denen der anderen gerecht zu werden und scheitern.

Du glaubst, immer noch mehr tun zu müssen, noch besser, noch höher, noch länger, und all das, um Geld und Anerkennung zu erreichen. Dieses „mehr“ verschiebt oder verändert sich wie der Horizont. Letztendlich kommst du nie an.
Das perfekte Leben, der perfekte Körper, die perfekte Welt – willkommen im Wahn der Selbstoptimierung!

 

Der Feind in meinem Kopf

Meditation muss man nicht lernen. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, ein ständiges Tun ohne Zwang. Meditation ist ein wichtiges Werkzeug – von Missbrauch war nie die Rede.
Sei dir darüber bewusst, das es den optimalen Zustand nicht gibt. Ebenso existiert keine Menge an optimalen Zuständen. Jedoch erfahren wir Phasen und Prozesse, die sich im Verlauf gut anfühlen. Wie das Eichhörnchen, wenn es den allerhöchsten Baum erklimmt, um die besten, die allerbesten Nüsse zu pflücken. Oben angekommen, entdeckt es noch höhere Bäume – es geht noch mehr! Das lokale Optimum fühlt sich wie ein Maximum an. Die Erkenntnis darüber, dass es noch viel mehr zu erreichen gibt, lässt uns nicht los. Gute Absicht hin oder her – dieses Selbstoptimierungsstreben führt uns von einem Baum zum nächsten, stets auf der Suche nach dem besten.

Oft unbewusst, optimiert sich heute jeder selbst. Dabei stellen sich Selbstoptimierer typische Fragen:

  • Wie werde ich noch glücklicher?
  • Wie werde ich noch schlanker?
  • Wie werde ich eine noch bessere Mutter oder ein noch besserer Vater?
  • Wie kann ich mein Leben verbessern?
  • Wie finde ich den besten Job?

 

Ertappt? Hast du dich heute schon selbst optimiert? Selbstoptimierung mit dem Hauch des Perfektionismus ist ein „Dreckskerl“, der es nicht persönlich meint. 


Wie wäre es, einfach unvollkommen zu sein, um aus dieser süchtig machenden, selbstzerstörerischen Selbstoptimierung auszusteigen?
Fest steht: Bei aller Selbstdisziplin und dem Wunsch sich bis auf ein Maximum zu optimieren, bleibt ein wesentliches Gefühl auf der Strecke – das Gefühl von Glück.
Es ist ein schmaler Grad zwischen dem, was Freude macht, und dem Zwang alles perfekt zu gestalten.
Die schärfsten Kritiker unseres Seelenlebens sind die Anteile, welche uns bereits ein Leben lang begleiten. Möglicherweise zählst du zu den Menschen, die bereits in ihrer Kindheit schwierige Situationen gemeistert haben. Du bist in Überlebensstrategien geübt. Dennoch: Perfektionismus darf nicht zur Lebensaufgabe werden.

Yoga und Meditation stehen gegen den Trend der Selbstoptimierung. Egal, was von außen suggeriert wird oder welche Erwartungen im Raum stehen. Entscheidend ist, dass du Meditation als wahres Werkzeug begreifst. Übungen müssen nicht perfekt ausgeführt werden. Baue sie in deinen Alltag ein, um Verspannungen entgegenzuwirken. Im Yoga ist alles richtig – es ist okay. Meditation ist kein Mittel zum Zweck und schon gleich kein Hochleistungs-Lebenssport. Meditation ist etwas, was sich mit uns verbindet. Einfach nur sein, ohne etwas zu erreichen. Achtsam, gelassen, bewusst.

 

 

Trainiere dein Gehirn als Glücksorgan

Versuche Übungen, die mit Frieden, einer Ich-Präsenz, Wärme und Bewusstheit einhergehen.
Wähle eine positive Formel pro Atemzug, lockere die Schultern und den Bauch, atme tief durch, lasse los!
Genießen ist stets erwünscht. Verbindest du mit deinen Übungen eher Askese und Verzicht? Benutze alle deine Sinne und genieße achtsam, vor allem ohne Zeitdruck. Mittels Achtsamkeitspraxis kannst du eine Art Genuss in dein Leben bringen, die dir vorher verborgen war. Wähle ein Genussobjekt, gönne dir ein paar reife Erdbeeren oder ein köstliches Stück Schokolade. Kaufe dir eine schönen Blume, genieße ihren Anblick und den Duft. Wähle eines deiner Lieblingslieder und spüre die Resonanz der Töne in deinem Körper. Beginne und beende diese Genusspausen ganz bewusst, dann hast du ein hohes Maß der Vollkommenheit erreicht.

Wenn deine innere Haltung aufrichtig und wahrhaft ist, dann wird der Drang, sich selbst bis auf ein Maximum zu optimieren, immer schwächer.
Raus aus dem Achtsamkeitshype! Meditation gegen Schmerzen, Stress und Depression, das funktioniert nur dann, wenn das Bewusstsein involviert ist.
Übe dich in Selbsterkenntnis statt in Selbstoptimierung. Lerne deine eigenen Kraftquellen kennen, denn diese nähren dich.

Der Berufene hält nicht fest, so verliert er nicht. Er wünscht sich Wunschlosigkeit.Laotse

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