(In Anlehnung an das Buch “Werde ruhig wie ein tiefer See” von Yongey Mingyur Rinpoche – absolute Kaufempfehlung!)
Die Kuh-Meditation ist eine Gewahrsamsmeditation für die Bewusstwerdung unserer wertvollen menschlichen Existenz. Sie findet Anwendung in der tibetischen Ngöndro-Praxis. Anstatt einer Kuh kann auch ein anderes uns vertrautes Tier wie ein Hund, eine Katze oder ein Meerschweinchen gewählt werden. In folgender geführter Meditation werden wir uns die Kuh wählen.
Jetzt gehts los:
- Nimm eine entspannte Sitzhaltung mit geradem Rücken ein.
- Deine Augen sind geöffnet oder geschlossen.
- Verweile ein bis zwei Minuten im puren Gewahrsam (das kann durch eine kurze Achtsamkeitsmeditation oder einen schnellen Bodyscan geschehen).
- Lasse vor deinem geistigen Auge das Bild einer Kuh entstehen.
- Verweile über diesem Bild. Wenn dein Geist abschweift, führe ihn wieder sanft zurück.
- Nun werde selbst zur Kuh. Du hast jetzt einen langen Schwanz und vier Beine. Stelle dir vor, wie du auf einer Weide stehst, das Gras kaust und “Muh” machst.
- Nun führe dir, wenn du völlig in der Imagination dieser Kuh bist, folgende vier Komponenten des Lebens dieser Kuh vor Augen:
- Körper: Wie ist der Körper der Kuh beschaffen? Wie fühlt es sich an, im Körper einer Kuh zu stecken? Stelle es dir genau vor.
- Lebensdauer: Eine Kuh lebt im Vergleich zum Menschen nur sehr kurz. Stelle dir vor, wie dankbar du sein kannst, mit einer viel längeren Lebenserwartung ausgestattet zu sein und welche enormen Chancen das für dein eigenes geistiges und spirituelles Wachstum bietet.
- Lebensbedingungen: Wie verbringt die Kuh ihre Tage? Wo frisst sie? Muss sie auf einer heißen Weide ohne schattenspendenden Bäumen stehen?
- Leiden: Wie lebt die Kuh, welche Rolle hat ihr der Mensch angedacht? Ist sie Milch- oder Schlachtvieh? Eventuell wird sie geschlagen ode rmuss auf einem Feld arbeiten. Sie wird vielleicht mit Antiobiotika vollgepumpt und steht in einem engen Stall, in dem sie sich kaum bewegen kann. Spüre all das Leid dieser Kuh so intensiv wie möglich und nutze es als Stütze für dein eigenes Gewahrsein.
- Bedenke, wie eingeschränkt sein Leben wäre, wenn du eine Kuh wärst. Du könntest nicht über dien eigenes Leben entscheiden und wärst völlig abhängig von deinem Besitzer.
- Nun führe dir vor Augen, dass du als Mensch geboren wurdest und nicht als Kuh. Führe dir die Fülle an Möglichkeiten und Chancen vor Augen, die dies für deine persönliche Entwicklung hat. Nun kannst du zwischen dem Kuh-Sein und dem Mensch-Sein hin- und herwechseln. Beobachte, wie sich deine Wahrnehmung ändert.
- Wenn du müde wirst, verweile ein wenig im puren Gewahrsein.
- Führe diese Übung etwa 10 Minuten lang durch.
- Schließe die Übung mit einem kurzen Verweilen im puren Gewahrsein ab.
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Wie sind deine Erfahrungen mit dieser Meditationsart oder mit Meditation im Allgemeinen? Tausche dich mit anderen Meditierenden im Meditationsforum aus.
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