Die übliche, beengte Art der Beförderung in Myanmar - und niemanden störts...
Die übliche, beengte Art der Beförderung in Myanmar – und niemand störts..

5 Wochen des Eintauchens in eine wunderbare Welt fernab unserer westlicher Gewohnheiten liegen nun hinter mir. 5 Wochen des Schwelgens im goldenen Glanz der Pagoden und im Lächeln der Myanmaren, das aus der Tiefe des Herzens zu kommen scheint. Die Menschen müssen hier von einem Dollar pro Tag auskommen – beispielsweise die sogenannten “Teashop Boys”, die von morgens bis abends Einheimischen und den immer zahlreicher werdenden Touristen Tee und Essen servieren. Doch trotzdem – kaum jemand scheint bedrückt, sorgenvoll oder schlecht gelaunt – ein Meer an lächelnden Gesichtern tut sich auf, sobald man Menschen offen begegnet.

Neben der Armut gibt es hierfür auf den ersten, nüchternen Blick nicht viele Gründe: Das jahrzehntelang herrschende Militärregime sei nun auf dem Weg in die Demokratie, wird international kolportiert, obwohl das 2010 gewählte Parlament praktisch keine Entscheidungsmacht hat und Menschenrechtsverletzungen, Folter und politische Morde immer noch an der Tagesordnung sind.

Von den oft katastrophalen medizinischen und hygienischen Bedingungen und der praktisch nicht vorhandenen medizinischen Versorgung kaum zu sprechen.

myanmar mönche
Novizen in einer Dharma school.

 

Woher kommt also die positive Stimmung der Menschen in Myanmar? Kein einziges Mal in den 5 Wochen meiner Rundreise von Mandalay über Pyin oo Lwin, Nyaun U, Thandwe, Bagan, Hpa-an, Mawlamyine und Yangon sah oder hörte ich einen Streit, nein, nicht einmal ein lautes Gespräch, nie bekam ich einen bösen Blick mit. Ich denke, das Geheimrezept heißt Meditation.

Fast alle Menschen, mit denen ich in Myanmar sprach meditieren regelmäßig – vor ihrem Wohnzimmeraltar oder da, wo sie eben gerade sind.

Ich sah Menschen auf der Straße, in Pagoden und sogar im Teashop meditieren.

Diese Frau hat sechs Kinder unter widrigsten Umständen großgezogen.
Diese Frau hat sechs Kinder unter widrigsten Umständen großgezogen.

 

Viele “normale” Menschen meditieren eine Stunde morgens und eine Stunde abends, Mönche oft noch länger. Ein Mönch erzählte mir von seinem Lehrer, der einmal im Jahr für eine Woche ununterbrochen meditiere, ohne Essen und ohne zu schlafen, danach aber zum Aufpäppeln für zwei Wochen ins Krankenhaus müsse.

Dies scheint mir nicht zu sein, was man anpeilen sollte, aber die Worte eines Mönchs auf Mandalay Hills sollte und kann jeder berücksichtigen: “15 Minuten am Tag machen einen großen Unterschied für dein Wohlbefinden.”

Diese Frau meditiert seit über 70 Jahren.
Diese Frau meditiert seit über 70 Jahren.

Die gewöhnlich in Myanmar praktizierte Meditation ist eine Atemmeditation ohne Mantra.

Bezüglich der Freiheit des Einzelnen, demokratischen Strukturen und im medizinischen Bereich gibt es wahrlich noch viel Aufholbedarf in Myanmar – aber was die Meisterung des oft schwierigen Alltags anbelangt, können wir sehr viel von den Myanmaren lernen.

Ich denke auch immer mehr, dass Buddhismus keine Religion ist – Buddha betrachte ich langsam vielmehr als eine Art “frühen Psychologen”, oder, wie es ein Mönch in Yangon formulierte: “Buddhism is all about your happiness.”

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