Achtsam Schokolade essen – deine neue kleine Achtsamkeitsübung

Leider nehmen wir die kleinen Dinge des Lebens nur allzu leicht als selbstverständlich hin. Die größeren übrigens auch. Wie selten wird mir eigentlich bewußt, wofür ich eigentlich dankbar sein müssten: in meiner Küche kommt Trinkwasser aus dem Hahn – ich muss nicht erst weit zu einer Quelle laufen. Wenn ich mit meinem Mama oder Freunden reden möchte, ich muss nur zum Telefon greifen. Internet überall. Autobahnen. Krankenversicherung. Frieden.

Das fehlende Bewusstsein, wie gut etwas ist, wie gut ich es habe und wie schön das Leben eigentlich ist, führt zu Unzufriedenheit. Wer zufrieden und gelassen ist, den drängt es nicht nach mehr-mehr-ich-brauche-mehr. Das Verlangen nach mehr kenne ich vor allem auch beim Essen. Ich bin recht verfressen und nehme mit gerne einen zweiten Teller beim Mittagessen (ganz sicher, wenn mich dabei keiner sieht) und nasche gerne…..

 

Rezept gegen das schlechte Gewissen nach dem Essen: Achtsamkeit

Gegen Naschen und Süsses ist ja grundsätzlich nichts zu sagen (ich wäre jedenfalls die Letzte, die das tun würde), jedoch gibt es einen Unterschied zwischen dem ersten Stück Schokolade und den Stücken die ich anschließend esse: Das erste Stück Schokolade hat all den Genuss und Geschmack und Wärme um meine Sehnsucht nach Schokolade zu befriedigen. Und doch brauchen ich noch ein Stück, und womöglich auch noch ein drittes Stück, bis mich das warme Gefühl der Befriedigung umgibt. Doch die nächsten Stücke Schokolade können uns (außer zusätzlichen Kalorien) auch nur geben, was das erste Stück schon.

Viele von uns belohnen sich mit Essen und ich mich regelmäßig mit Schokolade. Gelegentlich schmeckt man sich mit seinem Belohnungsessen  sogar richtig den Bauch voll. Aber lässt sich der Hunger auf Belohnungsessen überhaupt dadurch befriedigen, indem man es isst? Vielleicht steht die Schokolade nur stellvertretend für ein Gefühl, dass uns eigentlich plagt: Leere, Einsamkeit, Versagensängste, fehlende Kreativität, Langeweile….

Ich ertappe mich oft bei dem Gedanken, dass ich glaube, die Schokolade mich von einem inneren Druck befreien wird. Nach dem Stück Schokolade wird mir eine nervige Arbeit leichter fallen oder ich mich besser fühlen. So jedenfalls die Hoffnung. Meistens habe ich anschließend vor allem ein schlechtes Gewissen und fühle mich voll. Allmählich entwickelt sich das ganze zu einem Teufelskreis: zuerst ein Verlangen und anschließend ein leeres oder unangenehmes Gefühl.

Die Lösung des Problems kann nicht darin liegen, ganz auf Schokolade zu verzichten (niemals!), sondern wir sollten Schokolade anders, achtsamer essen. Statt Schokolade mit einem Happs schnell zu verschlingen, wollen wir achtsames Schokolade essen üben! 

 

Wie isst man achtsam Schokolade?

Wenn du das nächste Mal Schokolade essen, iss sie deshalb ganz bewusst. Nimm dir die Zeit.

  • Brich ein Stück Schokolade ab. Achte genau auf die Form des Stücks. Betrachte die Bruchkanten.
  • Welche Farbe hat die Schokolade?
  • Wird sie weich zwischen deinen Fingern oder ist sie hart und glatt?
  • Nimmst du ihren Geruch wahr? Riechst du etwas Vanille oder Süße? Kannst du dir vom Geruch ausgehend den Geschmack der Schokolade vorstellen?
  • Nimm die Schoki in  den Mund. Was schmeckst du? Wie fühlt es sich in deinem Mund an? Schmilzt sie?
  • Atme beim Essen tief ein und aus. Nimmst du wahr, dass der Geschmack der Schokolade sich während des Einatmens leicht verändert?
  • Sobald deine Aufmerksamkeit abschweift, lenke deine Gedanken sanft auf die Schokolade zurück. Das ist vielleicht der Moment, in dem wir uns gedankenlos mehr Stücke in den Mund schieben, als wir eigentlich brauchen und möchten.
  • Iss die Schokolade mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Bedanke dich bei allen, die dir den Genuss dieser Schokolade ermöglicht haben: der Bauer, der den Kakaobaum pflanzte, pflegte und die Kakaofrucht erntete. Die Arbeiter, die aus Kakaobohnen die Schokolade herstellen. Der LKW-Fahrer, der die Schokolade in deine Stadt transportiert hat. Der Supermarktangestellte, der dir die Schokolade verkauft hat. Dane dir, dass du dir eine gute Schokolade gegönnt hast.
  • Hast du einen inneren Drang, noch ein weiteres Stück zu essen, oder war das kleine Stück so befriedigend wie ein großes? Schmecke nach. Erinnere dich an das Stück Schokolade und all die von ihm ausgelösten Empfindungen. 

Wenn es dir gelingt, für etwas einfaches und alltägliches wie Schokolade dankbar zu sein, dann wirst du auch für alle anderen Dinge in deinem Leben Dankbarkeit empfinden.

 

Mehr Dankbarkeit durch kleine Übungen

Nachdem du deine Schokolade gegessen hast, kannst du eine Mini-Dankbarkeitsübung machen, die ich nach jeder Achtsamkeitsübung empfehle: stell dir eine Liste aller Dinge zusammen, für die du dankbar bist. Setz die Schokolade ganz oben auf die Liste und beende die Liste mit “mein Atem”. Ohne unseren Atem geht nichts, ohne unseren Atem sind wir nichts.

Jedesmal wenn dir bewusst wird, dass du irgendetwas oder irgendjemanden als selbstverständlich betrachtest, dann nimm dir ein bisschen Zeit und fertige eine kurze Liste all der Dinge an, für die du dankbar bist. Je öfters du es tust, desto seltener wirst du in der Zukunft etwas oder jemanden als selbstverständlich hinzunehmen.

 

Achte auf die kleinen Dinge im Leben. 

 

Ich wünsche dir ein wunderschönen Tag, genieß den Sonnenschein und sei gut zu dir!

 

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Noch mehr Achtsamkeitsübungen für deinen Alltag findest im unteren Teil der Übersicht Achtsamkeit.

Ein Kommentar

  1. Hallo Laura,

    spätestens nach dem Titelbild bin ich deinem Beitrag verfallen 😉
    Auch deine Achtsamkeitsübung habe ich mit groooßem Genuss ausgeführt (gut dass noch Schoki da war)
    Mit dem Thema sprichst du mir echt aus der Seele.
    Es gibt im Alltag so viele Dinge die man viel zu selten wertschätzt.
    Ob Lebensmittel, technische Hilfen im Alltag, oder der eigene Partner.

    Leicht verfällt man dann in eine mentale Beschwerde-Orgie über all die Dinge die einem fehlen.
    Dabei hat einen niemand dazu gezwungen – und es gibt immer eine Wahl…

    Du hast mich auf jeden Fall gehörig inspiriert! Danke dafür 🙂

    Liebe Grüße
    Stefan