Yoga wurde früher von manch einem belächelt, doch heute geht erkennen immer mehr die Vorteile von Yoga für körperliche und geistige Gesundheit: Yoga ist mehr als nur körperliche Bewegung, sondern umfasst eine gesamte Lebenseinstellung und Philosophie. Wer denkt, dass Yoga nur wirkt, wenn extrem anstrengende Posen eingenommen oder Bewegungsabfolgen eingehalten werden, liegt falsch. Beim Yoga geht es in allererster Linie darum, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und für mehr Gelassenheit im Alltag zu sorgen. Doch Yoga ist noch viel mehr, wie die folgenden vier neuen Yoga-Stile zeigen.

 

Zwischen Dehnen und Kraft: Boxing-Yoga

Schon seit Jahren kann ein regelrechter Yoga-Boom verzeichnet werden. Kein Wunder also, dass auch bei den zahlreichen coolen und ausgefallenen Trendsportarten 2017 wieder eine neue, spannende Yoga-Variante zu finden ist: Neben Crunning, Poolbiking, PHIIT, Skiken, Bouldern und Crossminton liegt auch Boxing-Yoga in diesem Jahr voll im Trend. Boxen und Yoga kombinieren, geht das überhaupt? Schließlich braucht man bei der harten Sportart Boxen viel Kraft, während man Yoga eher mit Entspannung und Dehnen verbindet. Doch beim Boxing-Yoga werden diese Aspekte miteinander kombiniert und damit sowohl die Koordination als auch das Körpergefühl verbessert. Die Beweglichkeit und Flexibilität wird durch diese Trendsportart verbessert.

Boxing-Yoga ist eine besonders schweißtreibende Variante, die es ermöglicht, schnell die Pfunde purzeln zu lassen. Alle Muskeln werden beim Boxing-Yoga beansprucht, besonders die Rumpf- und Rückenmuskulatur. Gerade als Ausgleich zu einem Bürojob, bei dem man viel sitzt, ist Boxing-Yoga also zu empfehlen.

Doch wie genau funktioniert Boxing-Yoga eigentlich? Grundsätzlich geht es um klassische Yoga-Posen, allerdings wird auf die esoterischen Aspekte wie Gesang und Co. verzichtet. Eine Boxing-Yoga-Einheit dauert bis zu 60 Minuten und besteht aus einem Warm-up, Kraftübungen, Übungen zur Flexibilität und einem Cooldown. Beim Warm-up wird die richtige Atmung geübt und die Rumpfmuskulatur aufgewärmt. Dann wird 20 Minuten lang der Körper mit Übungen aus Yoga und Boxen gekräftigt: Klassische Sit-ups oder Planken werden mit dehnenden Yoga-Übungen abgewechselt. Im Anschluss werden Flexibilität, Mobilität, Kraft, Ausdauer und Körperhaltung trainiert. Beim Cooldown sorgen entspannende Dehnübungen dafür, dass Gedanken und Körper zur Ruhe kommen.

Der Trendsport, der ursprünglich aus England stammt und von Exboxer und Boxcoach Matt Garcia erfunden wurde, kombiniert also die geschmeidigen Abläufe des Ashtanga-Yogas, gepaart mit Bewegungsfolgen aus Boxen. Damit werden also auch Yin und Yang, also das Weiche und Harte, in der Balance gehalten. Die noch recht neue Sportart wird bisher noch nicht in vielen Studios angeboten, im Berliner Fitnessclub „Chimosa“ kann der Trendsport jedoch mal ausprobiert werden.

 

Zwischen Trinkfreude und Körperübungen: Bier-Yoga

Noch ausgefallener klingt folgender Fitness-Trend: Bier-Yoga! Auch das klingt für Yogis erst einmal seltsam. Schließlich ist eine yogische Lebensweise, die über den Sport hinausgeht, unter anderem mit einer gesunden Ernährung verbunden. So werden die Lebensmittel in der yogischen Ernährung anhand ihrer Eigenschaften in drei Arten unterteilt: Die meisten Yogis ernähren sich daher vegan und trinken beispielsweise grüne Smoothies, um ihren Körper regelmäßig zu entgiften. Diese „sattvigen“ Lebensmittel sollen dafür sorgen, dem Körper Prana und Frieden zu geben. „Tamasige“ Nahrung dagegen wird vermieden, da sie dem Körper Energie entzieht und den Verstand träge macht. Auch Alkohol gehört zu den tamasigen Lebensmitteln. Wie passen Yoga und Bier also dann zusammen?

Beim Bier-Yoga werden zwei Flaschen Bier zwischen den Asanas getrunken.


 

In immer mehr Fitness-Studios wird diese noch recht neue Yoga-Variante angeboten, aber auch in verschiedenen Kneipen, auf Festivals oder sonstigen Events. Ursprünglich stammt die Idee aus Berlin. In seinen Worten beschreibt der Erfinder Bieryoga wie folgt:

„Sowohl mit Yoga als auch mit Bier, lassen Menschen seit Jahrhunderten die Seele baumeln und entspannen Körper und Geist. Die Ausgelassenheit, die das Biertrinken mit sich bringt und das Körperbewusstsein von Yoga lassen sich zu einer energetisierenden Erfahrung verbinden. Im Bier und Jetzt.“

Natürlich steht der Spaß beim Bier-Yoga an erster Stelle, trotzdem geht es nicht darum, Yoga auf die Schippe zu nehmen. Wie bei dem klassischen Yoga wird auch beim Bier-Yoga versucht, höhere Bewusstseinszustände zu erfahren. Klassische Yoga-Posen werden mit zwei Flaschen Bier kombiniert. So wird beispielsweise während der Yoga-Übung Vrksasana (der Baumstellung) die Bierflasche auf den Kopf gestellt und versucht, das Gleichgewicht zu halten, der Sonnengruß wird zum Biergruß. Aber auch einen Schluck Bier zu trinken, wird als Element zwischen die einzelnen Asanas integriert, etwa während dem Krieger (Virabhadrasana). Beim Biertrinken steht jedoch auch die Achtsamkeit im Vordergrund: Die Bier-Yogis sollen versuchen, das Bier ganz genüsslich und bewusst zu trinken, den Geruch des Bieres zu riechen, das Kitzeln auf der Zunge zu spüren und wahrzunehmen, wie das Bier in den Magen läuft. Und Achtsamkeit ist ja wiederum ein wesentlicher Bestandteil des klassischen Yogas.

 

Zwischen Emotionen und Asanas: Lach-Yoga und Rage-Yoga

Eigentlich geht es beim Yoga um eine gelassene Haltung und darum, wertfrei anzunehmen, was gerade ist. Natürlich sollte man auch zu seinen Emotionen stehen und diese wertfrei zur Kenntnis nehmen, sich aber nicht zu stark von diesen einnehmen lassen. Ganz anders bei den Emotionen-orientierten Yoga-Stilen: Dem Lach-Yoga und dem Aggro/Wut-Yoga. Klar, Lachen ist gesund und hilft, Stress abzubauen. Selbst künstliches Lachen soll dazu beitragen, uns glücklicher und gelassener zu machen, indem das künstliche Lachen in echtes Lachen übergeht. Kein Wunder also, dass Lachyoga, das auch unter dem Namen Hasya-Yoga bekannt ist, bereits in ganz vielen Studios angeboten wird. Klassische Dehn- und Atemübungen aus dem Yoga werden mit Klatschübungen und pantomimischen Übungen kombiniert, die zum Lachen anregen sollen.

Und Rage-Yoga? Bei dem Wut-Yoga geht es darum, durch Brüllen, Schreien und Fluchen zu seiner inneren Mitte zu finden. Gemixt werden bekannte Yoga-Posen mit aggressiven Gesten wie dem Stinkefinger. Es geht also darum, den Aggressionen freien Lauf zu lassen – daher wird auch keine Beruhigungsmusik gespielt, sondern Heavy Metal. Klingt skurril, könnte aber durchaus etwas bewirken.

 

Zwischen Wellen und Dehnübungen: SUP Yoga

Beim Stand-up-Paddle Yoga werden die meditativen Bewegungen des Paddelns mit klassischen Asanas kombiniert. Hier braucht man besonders viel Gleichgewicht.

Auch Yoga auf dem Wasser klingt erst einmal wackelig. Aber tatsächlich ist SUP Yoga (Stand-up-Paddle Yoga) bereits eine sehr beliebte Yoga-Variante.

Entwickelt wurde das effektive Ganzkörpertraining von der Schwedin Rachel Brathen, die auch regelmäßig Kurse und Workshops anbietet. Bei diesem neuen Trendsport wird das Surfbrett zur Yogamatte, auf der sitzende, kniende und stehende Asanas ausgeübt werden.

Folgende Asanas werden praktiziert:

  • Adho Mukha Svanasana (herabschauender Hund)
  • Balasana (Stellung des Kindes)
  • Ustrasana (Kamel)
  • Sonnengruß
  • Vrksasana (Baum)
  • Bhujangasana (Kobra)

Hier wird also besonders viel Gleichgewicht erforderlich, schließlich ist es auf dem Surfbrett im Wasser ziemlich wackelig. Aber mit ein bisschen Übung werden die Balance und Stabilität sowie das Pranayama gestärkt. Und Spaß macht SUP Yoga sowieso, inklusive toller Aussicht und Bewegung im Freien. Die zyklischen Bewegungen des Paddelns haben darüber hinaus einen meditativen Effekt und passen daher sehr gut zu den klassischen Yoga-Asanas.

 

Fazit

Yoga steht für Gelassenheit – nicht nur während der Ausführung der Übungen, sondern es geht um eine ausgeglichene Grundhaltung, und auch eine yogische Ernährung gehört dazu. Im Fokus steht das Ziel, Körper, Geist und Seele miteinander in Einklang zu bringen. Alternative Yoga-Stile zeigen jedoch, dass es auch anders geht. So etwa das Boxing-Yoga: Obwohl das klassische Yoga eher sanft ist, passt es gut mit dem Boxsport zusammen, weil Yin und Yang dadurch im Gleichgewicht gehalten werden. Auch Bier und Yoga passen besser zusammen, als man zunächst annehmen könnte. Obwohl Bier kein sattviges Lebensmittel ist, kann es in Verbindung mit Yoga dazu beitragen, Körper und Geist zu entspannen. Beim Lach-Yoga und beim Rage-Yoga stehen die Emotionen im Vordergrund: Während beim Lach-Yoga versucht wird, durch künstliches Lachen Entspannung und Glück hervorzurufen, soll das Rage-Yoga helfen, seinen Aggressionen freien Lauf zu lassen und durch Brüllen und Fluchen zu seiner inneren Mitte zu finden. Auch Surfen und Yoga passen besser zusammen als gedacht.

SUP-Yoga ist inzwischen bereits zu einer wahren Trendsportart geworden, bei der die meditativen Bewegungen des Paddelns mit klassischen, dehnenden Asanas kombiniert werden und die Balance geschult wird. Wer denkt, Yoga sei langweilig und eigne sich nicht zum Auspowern, liegt also auf jeden Fall falsch. Denn die vier vorgestellten angesagten Yoga-Variationen machen deutlich, dass es ganz unterschiedliche und zum Teil vielleicht skurrile Yoga-Stile gibt, die auf jeden Fall eine Menge Spaß machen und daher unbedingt mal ausprobiert werden sollten.

 

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