In einer schweren Krise sollte es kein "Müssen", keinen Zeitdruck und keine Misserfolge geben.
In einer schweren Krise sollte es kein “Müssen”, keinen Zeitdruck und keine Misserfolge geben.

Vor 5 Jahren, 2009, hatte ich die Krise meines Lebens. Eine Fehldiagnose eines Arztes löste eine Kette von Reaktionen in mir aus, die hin zu völliger Angst, Verzweiflung und Rückzug von allem, was mir bis dahin wichtig war, führten. Ich rutschte in eine Phase der Depression, begleitet von einer allumfassenden Hypochondrie. Nacheinander bildete ich mir ein, alle Krankheiten dieser Welt zu haben. Nur die schlimmsten und tödlichsten, versteht sich.

Ich hatte keinen Spaß mehr an Aktivitäten, die mir bis dato am Herz lagen – meine geliebte Spiegelrefexkamera staubte in der Ecke vor sich hin. Ich verbrachte mehrere Wochen in der psychosomatischen Abteilung einer Klinik – als ich rauskam, ging es mir ein wenig besser, aber es dauerte noch Monate, bis ich wieder durch Psychotherapie und stetige Arbeit an mir zu dem fand, was ich als “gesund” bezeichnen würde.

Es gibt einige Dinge, die mich durch diese Zeit gebracht haben, die ich euch nicht vorenthalten will:

 

1. Nur du und das, was du jetzt brauchst, ist wichtig. Lass dir von niemandem reinreden, dir Dinge aufzwingen die dir angeblich helfen, von denen du aber nicht überzeugt bist.

Du weißt selbst am besten, was in einer Krise für dich richtig ist. Wenn du Zeit für dich brauchst, nimm sie dir. Wenn du stundenlange Spaziergänge unternehmen möchtest und dabei dir allen Frust von der Seele reden möchtest, schnapp dir einen Freund oder eine Freundin. Mache keine Dinge, nur weil du denkst, dass sie anderen gefallen. Du musst nicht nicht den Ansprüchen anderer Menschen genügen, hör einfach auf deine innere Stimme und folge ihr.

 

2. Du musst dich niemandem erklären und rechtfertigen.

Dir geht es gerade so, wie es dir geht, Versuche die Menschen aus deinem Leben fernzuhalten, die dir Dinge erzählen wie “Der und der hatte das auch und bei dem war nach zwei Wochen alles wieder ok”, “Reiß dich zusammen, so schlimm ist das doch gar nicht” oder “Weißt du eigentlich, wie schlimm das für deine Eltern/Partnerin ist?” Dir geht es gerade so, wie es dir geht und du wirst dir die Zeit nehmen, durch diese Krise durchzukommen, in deinem eigenen Tempo.

 

3. Lerne, “Nein” zu sagen

Wenn du noch nicht arbeiten gehen kannst, dann ist das so. Wenn du dich heute, morgen oder in einer Woche nicht mit einer Freundin treffen möchtest, die dich schon seit Wochen darum bittet, dann ist das so. Das klingt egoistisch? Vielleicht, aber in einer Krise kann man durchaus mal egoistisch sein.

 

4. Freu dich über die kleinen Dinge

Als ich durch die Krise meines Lebens ging, gab es Menschen, die sich um mich kümmerten und mir Ratschläge gaben wie “Lies doch mal diese Buch hier”. Glaubt es oder glaubt es nicht, ich kam teilweise wochenlang nicht dazu, dieses Buch zu lesen. Von Meditation und Achtsamkeitstraining hatte ich damals nur in der Theorie etwas gehört, und so schweiften meine Gedanken, sobald ich ein paar Zeilen gelesen hatte, sofort wieder ab und ich war wiede rin meiner grauen Grübelwelt.

Als ich es eines Tages schaffte, das erste Kapitel dieses Buchs zu lesen, war ich unendlich stolz auf mich und ich merkte, dass es mir gut getan hatte. Sei stolz, wenn du es auch nur eine stunde schaffst, dich mit einer Freundin auf einen Kaffee zu treffen oder einen kleinen einkauf im Supermarkt zu machen.

Egal, wie klein die aufgabe war, die du erledigt hast, du hast es hingekriegt!

 

5. Vertraue auf deine Freunde

Es werden sich einige Freunde in dieser schwierigen Zeit zurückziehen, ja. so war es auch bei mir. Aber die echten Freunde, seien es nur ein oder zwei, werden für dich da sein und einfach mit dir schweigen, wenn du nicht reden möchtest und einfach gemeinsam schweigend am Flusssufer sitzen möchtest,. sie werden Verständnis haben, wenn du Treffen absagst, weil du doch alleine sein möchtest und sie werden sich mit dir freuen, wenn es dir ein wenig besser geht. Weil sie wissen, dass du dasselbe für sie tun würdest, wenn sie in deiner Position wären.

 

Nicht zuletzt: Versuche, deine regelmäßige Meditationspraxis aufrechtzuerhalten. Wenn das nicht klappt, kritisiere dich nicht dafür und für auch all das andere nicht, dass dir in dieser Zeit nicht gelingen mag. Das wird nur dazu führen, dass du dich noch schlechter fühlst. Es wird den Morgen geben, an dem du dich wieder fit genug fühlst, mit einer Meditation in den Tag zu starten.

Ich wünsche dir viel Kraft auf dem Weg aus deiner Krise.

 

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