Gerade in Zeiten großer Arbeitsbelastung kommt das Meditieren oft zu kurz.
Gerade in Zeiten großer Arbeitsbelastung kommt das Meditieren oft zu kurz.

Kein Ruck, sondern ein Ächzen und Stöhnen geht durch Deutschland. Wir sind erschöpft, leer und ausgebrannt. Burn-out lautet die ärztliche Diagnose. Kaum jemand mag dieses Wort noch hören. Und doch: Innerhalb von acht Jahren hat die Zahl der Krankheitstage um 2000 Prozent zugenommen – wegen Burn-out. Als Auslöser für den Stress gelten jüngsten Umfragen zufolge Leistungs- und Zeitdruck.

 

Tempo, tempo…

Der permanente Zeitdruck erzeugt bei vielen Menschen Angst. Herzrasen, Schweißausbrüche, Nervosität, Konzentrationsschwäche, Migräne, Schlaflosigkeit, Depressionen – all das sind Symptome, die jeder kennt, der in der Beschleunigungsfalle sitzt. Nicht selten reagiert unser Körper darauf auch mit Panikattacken, schlimmstenfalls sogar mit Herz-Kreislaufversagen. Viele wissen nicht mehr ein noch aus. “Die Zeit”, so beklagt sich der Unternehmer Stefan K., “wird mir immer wieder aufs Neue gestohlen durch unerwartete Probleme. Ein Berg an unerledigter Arbeit wartet auf mich, wenn ich morgens ins Büro komme. Und dann die vielen Telefonanrufe! Nach der Arbeit heute auch noch die Autopanne. Danach Abendessen beim Italiener wegen eines plötzlichen Verwandtenbesuchs. Abends bin ich oft total erschöpft. Da habe ich weder Zeit noch Lust, Räucherstäbchen anzuzünden und mich mit gekreuzten Beinen auf den Teppich zu setzen, um zu meditieren.“

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie Stefan. Sie wissen um die positiven Auswirkungen der Meditation und Sie haben sich fest vorgenommen, täglich zu meditieren. Doch der gute Vorsatz geht im Alltagsgeschäft immer wieder unter. Wir zeigen Ihnen, wie Sie es trotzdem schaffen, jeden Tag zu meditieren – egal wie viel Sie um die Ohren haben.

 

Jetzt oder nie

Zunächst einmal: Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass nur der recht meditiert, der möglichst lange still dasitzen kann, ohne an etwas zu denken. Wir sind keine Einsiedler, keine Mönche und Nonnen, die ihr Leben der Kontemplation verschrieben haben. Der spirituelle Lehrer Krishnamurti sagte: „Jetzt oder nie.“ Wenn Sie das, womit Sie gerade beschäftigt sind, mit größtmöglicher Achtsamkeit tun, meditieren Sie bereits. Dazu brauchen Sie keine besondere Umgebung oder spezielle Kleidung. Gewöhnen Sie sich an, mitten im Leben zu meditieren, und Sie werden Ihren Alltag völlig neu erleben. Der Schlüssel dazu heißt Achtsamkeit.

 

Bügeln, putzen, meditieren

Ob Gemüse schneiden, bügeln oder Fenster putzen – erledigen Sie diese – meist ungeliebten – Tätigkeiten von Zeit zu Zeit ganz bewusst und ohne Ablenkung. Nicht nebenher fernsehen, keine Musik hören, nicht gleichzeitig telefonieren. Widmen Sie sich nur dieser Aufgabe und nehmen Sie mit allen Sinnen wahr, was Sie da gerade tun. Sie werden schnell erleben, dass die Arbeit selbst zur Meditation wird und dass sie Ihnen leichter von der Hand geht.

 

Essen, trinken, meditieren

Beginnen Sie damit, Ihre Mahlzeiten nicht achtlos hinunterzuschlingen. Vermeiden Sie, nebenher etwas anderes zu tun. Nehmen Sie wahr, was auf Ihrem Teller liegt – die Farbe, den Geruch der Speisen. Konzentrieren Sie sich auf jeden Bissen und versuchen Sie, die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zu analysieren. Das Gleiche gilt für die Getränke. Welche Farbe hat der Wein? Woran erinnert Sie sein Aroma? Können Sie einzelne Geschmacksnoten definieren? Selbst Wasser schmeckt nicht überall gleich. Nehmen Sie die Unterschiede wahr und machen Sie sich bewusst, dass wir ohne dieses Element nicht leben könnten.

 

Gehen und meditieren

Vielleicht fahren Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Auf dem Weg dorthin können Sie wunderbar eine kleine Meditation einbauen, die keinen zusätzlichen Zeitaufwand erfordert.

Konzentrieren Sie sich einzig und allein darauf, wie Ihre Füße den Boden berühren. Seien Sie nicht kritisch. Es geht nicht darum, dass Sie Ihre Art zu gehen bewerten. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Sie sollen sich nur bewusst machen, wie Sie gehen.

Nach einer Weile konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Nehmen Sie wahr, wie sich die Luft anfühlt, die Sie einatmen und wie lange Sie brauchen, um wieder auszuatmen.

Nun versuchen Sie, Ihre Füße und Ihren Atem in Einklang zu bringen. Sie atmen ein, während Sie zum Beispiel drei Schritte gehen und atmen danach drei Schritte lang aus. Finden Sie Ihren eigenen Rhythmus. Wenn sich Ihre Gedanken in den Vordergrund drängen wollen, lenken Sie Ihre Achtsamkeit wieder auf Ihre Füße und den Atem.

In Wien gibt es das Meditieren in öffentlichen Verkehrsmitteln als sogenannter “Meditations-Flashmob” regelmäßig:

 

Eben mal schnell meditieren

Ist Ihnen klar, wie viele Momente Sie innerhalb eines Tages im „Leerlauf“ verbringen? Sie stehen im Stau, sie warten in einer langen Schlange an der Kasse, Sie rauchen eine Zigarette, Sie suchen Zerstreuung im Sozialen Netzwerk, Sie sehen eine langweilige Fernsehsendung, bevor Sie ins Bett gehen… All diese Momente könnten Sie gut für eine Meditation nutzen oder diese sogar durch eine Meditation ersetzen. Die kleine Meditation für zwischendurch geht ganz schnell:

  • Atmen Sie einmal tief ein und aus und lassen Sie Ihren Atem dann gleichmäßig weiterfließen.
  • Beobachten Sie dann Ihre Gedanken – ohne sie zu bewerten.
  • Stellen Sie sich vor, dass Ihre Gedanken wie ein Filmstreifen an Ihrem geistigen Auge vorüberziehen.
  • Nach ein oder zwei Minuten schauen Sie ganz entspannt über die Gedanken hinweg in ein schwarzes Nichts. Verharren Sie dort, so lange Sie möchten und genießen Sie die Stille.
  • Wenn sich Ihre Gedanken wieder aufdrängen, blicken Sie einfach wieder auf die schwarze „Leinwand“ hinter den Gedanken. Sie können auch mit der Farbe Weiß meditieren, wenn Ihnen das leichter fällt.

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