Zufrieden sein, gesund und bewusst leben, Ausgeglichenheit und inneren Frieden finden. So oder so ähnlich mögen auch Ihre Gedanken gewesen sein, bevor Sie sich mit entsprechenden Keywords auf die Suche im Internet machten. Und damit gleichzeitig schon den ersten Schritt in die richtige Richtung getan haben.
Wenn du zudem darüber nachdenkst, für dein künftiges Glück Meditationseinheiten in deinen Alltag einzubauen, und diese Schlüsselwörter dich hierher führten, ist das bereits der zweite Step auf deinem weiteren Weg. Du zeigst damit, dass du offen bist – auch für Neues. Was den nächsten Punkt aber dennoch nicht einfacher macht. Denn nun geht es um die Entscheidung für deine ganz persönliche Meditationsart. Oder besser gesagt, für die Philosophie, die dahinter steht. Denn hinter dieser wiederum musst du stehen (können).
Was nicht bedeutet, dass du ab sofort blind einem Dogma folgen sollst. Im Gegenteil. Die Philosophie, die du für dich gewählt hast, soll dir als Instrument auf dem Pfad zu deinem eigenen Ich dienen.
Kennst du Laozi?
Zahlreiche Legenden und Anekdoten ranken sich um ihn. Seine klugen Feststellungen, verpackt in heiteren Aphorismen, haben bis heute nichts an Gültigkeit verloren: Laotse (je nach Umschrift auch Lao-Tse, Lao-tzu, Lao Tzu, Laozi oder Laudse, was soviel bedeutet, wie „Alter Meister“).
Gelebt haben soll er etwa im sechsten oder vierten oder dritten Jahrhundert vor Christi – oder überhaupt nicht. Wobei es aber auch nicht wirklich relevant ist, ob Laotse wirklich je existiert hat. Denn selbst wenn die vielen Erkenntnisse schlicht Zitate von unzähligen anderen klugen Köpfen darstellen sollten: Er ist es, der als Begründer des sogenannten „Taoismus“ gilt. (Eine andere Schreibweise beginnt mit „D“, abgeleitet von der Philosophie „Daodejing“; in älteren Transkriptionen gibt es noch „Tao te king“ und „Tao te ching“.) Wenigstens wird der Ursprung der ihm zugeschriebenen „Lehre des Weges“ im 4. Jahrhundert vor Christi als historisch gesichert angesehen – also unabhängig von Laotses echtem Dasein.
Das Erreichen eines einfachen Lebens ist das Ziel dieser Weltanschauung. – Die ist es übrigens auch, die als Chinas wahre Religion angesehen wird. Die beiden anderen Philosophien, die das „Reich der Mitte“ nachhaltig prägten, stammten von Konfuzius (551-479 v. Chr.) und Buddha (vermutlich 563-483 v. Chr.)
Vergiss den Ballast der Vergangenheit, mach Dir keine Sorgen über die Zukunft. Lebe im Hier und Jetzt – und alles wird sich fügen. (Erfahrene praktizierende Taoisten sind sogar imstande, ihre Kenntnisse von Naturkräften und Heilkünsten mit dieser Philosophie zu verknüpfen)
Lebensmotto im Taoismus
Taoistische Meditation: Wissenswertes
Die aus dem Taoismus entwickelte Meditation gilt als eine dem „Stillen Qi Gong“ entstammende Übung. In diesem Bereich wird insbesondere über eine bewusste Atemtechnik gearbeitet. Dadurch sowie durch den so nach innen gerichteten Geist, der die Kräfte lenkt, werden die Wege für die Lebensenergie „Qi“ frei gemacht. Das „Tao“ wiederum – „der Weg der Natur“ – beginnt mit dem Fühlen, heißt es.
Wasser ist weich und hart zugleich
Wenn in diesem Zusammenhang noch von „fließender Energie“ die Rede ist, dann üblicherweise im Zusammenhang mit Wasser. Laotse hat es so zusammengefasst: „Auf der Welt gibt es nichts, was weicher und dünner ist, als Wasser. Doch um Hartes und Starres zu bezwingen, kommt nichts diesem gleich. Dass das Schwache das Starke besiegt, das Harte dem Weichen unterliegt, jeder weiß es, doch keiner handelt danach.“
Für wen ist die Taoistische Meditation geeignet?
Das ist ebenfalls eine häufig anzutreffende Frage. Die Antwort – entsprechend dem Ziel der Philosophie nach Einfachheit – lautet ganz simpel: Diese Meditation ist für jeden Menschen gleich welchen Geschlechts und Alters dienlich.
Während der eine Ruhe sucht, will der andere möglichst lange geistig und körperlich fit bleiben. Der dritte wiederum sucht nach einer Schmerzlinderung seines chronischen Leidens.
Was benötige ich für diese Meditationstechnik?
Wieder ganz einfach: Nichts – außer einem ruhigen Raum und Sie selbst. Denn hier geht es um das Sich-Auseinandersetzen mit dem Ich. Es geht um Entspannung und Befreiung. Um Reduktion auf das Wesentliche.
Eine weitere oft gestellte Frage lautet: Soll ich mir vor der Übung eine CD beispielsweise mit Wasserrauschen einlegen? Die Lösung nennt Laotse selbst: „Die größte Offenbarung ist die Stille.“ Probiere es daher erst einmal ohne Geräuschkulisse und konzentrieren dich auf dich.
Wie viel Zeit sollte ich einplanen und was ist der ideale Zeitpunkt?
Das sind häufige Unsicherheiten von Mediationseinsteigern. Doch nachdem du bereits einen Einblick in die Hintergründe des Taoismus erhalten hast, sind die betreffenden Antworten easy: Wann immer – und so viel, wie nötig.
Oder anders ausgedrückt: Spätestens dann, wenn du dich gehetzt und gestresst fühlst, ist der Moment gekommen. Tritt jetzt auf die Bremse. Du allein hast es in der Hand. Übe dich in süßem Nichtstun.
Besser ist es allerdings, wenn du bereits – quasi vorbeugend – schon vorher versuchst, an so vielen Wochentagen wie möglich für dich selbst eine Auszeit von 15 bis 30 Minuten einzuplanen. Ob das morgens gleich nach dem Aufstehen ist, in der Mittagspause, oder erst nach Feierabend spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist die Häufigkeit beziehungsweise die Regelmäßigkeit. Es dauert eine Weile, bis du – also dein geistiges und dein körperliches Ich – in der Lage bist, loszulassen. Denn das ist es, was hier im Mittelpunkt steht: Den akkumulierten Stress, die nervösen Spannungen aufzulösen.
Anleitung zur Taoistischen Meditation
Es gibt Meditationsarten, bei denen die Ausübenden sich beispielsweise Mantras oder anderer Hilfsmittel bedienen, um gedanklich beziehungsweise geistig nicht abzuschweifen. In der taoistischen Meditationspraxis dagegen ist es Usus, sich auf den eigenen Leib zu beschränken. Für Beginner eignet sich die folgende Meditationsübung sehr gut:
- Setze dich – wenn du kannst – auf den Boden. Du darfst auch gerne eine Matte oder ein Kissen dabei nutzen. Auch Anlehnen ist erlaubt.
- Stabilisiere dich über deine Beine – beispielsweise durch den Schneidersitz. Halte deine Wirbelsäule aufrecht und gerade. Denn schon mit einem runden Rücken machst du dir die Technik unnötig schwerer.
- Schließe deine Augen.
- Nun atme durch die Nase – ein und aus. Versuche zu erspüren, wie die Luft deine Nasenhaare streift.
Das wird dir sicherlich nicht gleich beim ersten Mal gelingen. Macht aber auch nichts. Versuch bitte keinesfalls, irgendetwas zu erzwingen, denn das verursacht neuen Stress, und wäre daher völlig kontraproduktiv.
Du musst auch nicht befürchten, etwas falsch zu machen. Es kann dir dabei nichts geschehen. Wenn es nicht klappt, probiere es einfach wieder. Baue diese Übung jeden Tag aufs Neue auf dieses Ziel des „Loslassens“ hin auf. Denn erreicht werden soll, dass die von äußeren Dingen beeinflussten Bilder, die zunächst vor deinem inneren Auge auftauchen, mit der Zeit verblassen. Stattdessen wird sich deine Aufmerksamkeit zunehmend auf dein ureigenes Inneres verlagern. Dein Atem wird dann auch von sich aus regelmäßiger, langsamer, tiefer. Deine Nerven entspannen.
Zeit für den großen Zeh
Eine weitere Übung hat den großen Zeh im Zentrum. Sie können aber auch irgendeine andere Stelle Ihres Körpers auswählen – selbst Knochen und Organe. Konzentrieren Sie sich auf den betreffenden Punkt. In dem Moment, indem Sie all Ihre Gedanken auf dieses eine Ziel fokussieren, sich in dieses hineinfühlen, bleibt im Prinzip nichts mehr für Ihren Kopf übrig. Er schaltet sich aus. Und das ist in diesem Falle gut so. Denn in ihm entsteht vieles, das Sie plagt, aus dem Gleichgewicht bringt, das Ihre Balance stört.
Wenn Sie es sich erlauben können, warten Sie, bis Ihr Körper und Ihr Geist Ihnen von sich aus mitteilen: Ich bin erfrischt.
Sind Sie hingegen auf einen straffen Zeitplan angewiesen, stellen Sie sich einen Wecker. Allerdings sollte er aus verständlichen Gründen nicht ticken.
Mit einer viertel bis halben Stunde ist diese erste Meditationsebene zwar sehr kurz. Dennoch kann schon dieser simple Prozess Ihnen dabei helfen, Ihr System zu beruhigen und zu festigen.
Der lange Weg zur Erleuchtung
Hast du die erste Stufe des Loslassens erreicht und willst mehr, dann dehne die Zeit aus: auf eine Stunde, auf zwei Stunden.
Leicht erlernbar sind auch die taoistischen Techniken des „Inneren Lächelns“,der „Sechs Heilenden Laute“, des „Aktivierens der drei Feuer“, des „Öffnens der Drei Tan Tien“ sowie des „Kleinen Energiekreislaufs“. Wer nicht in der Gruppe üben möchte, kann sich zunächst beispielsweise über Videos informieren. Oder du lässt dir die Praktiken von einer bereits erfahrenen Person zeigen.
Vielleicht findest du aber eines Tages auch einen so großen Gefallen an der Taoistischen Meditation, dass Sie du den nächsten Urlaub unter der Anleitung eines entsprechend ausgebildeten Lehrers oder Meisters in einem Kloster verbringen willst. Das kann christlich sein, tibetische, taoistisch, indisch. Im Grunde streben sie alle zur Erleuchtung. Bis zu dieser höchsten Stufe ist es jedoch ein langer, langer Weg.
Was bewirkt diese Meditation langfristig gesehen?
Aus der Sicht der traditionellen Philosophie heraus sorgt das „Stille Qi Gong“ durch seine gezielte Atemtechnik für eine Auflösung von Spannungen und Blockaden im Inneren des Körpers, und damit für eine Harmonisierung all seiner Funktionen. Der subjektive Eindruck fast aller Praktizierenden entspricht diesem Ziel: Sie verspüren eine Steigerung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Abgesehen davon ist in den vergangenen Jahren aber auch von der wissenschaftlichen Seite her die Wirksamkeit von Meditationen in zahlreichen Studien untersucht worden.
Wissenschaftlich belegte Effekte von Meditation
2011 beispielsweise zeigte eine im US-Magazin „Psychiatry Research: Neuroimaging“ beschriebene Erhebung auf, dass bereits nach acht Wochen regelmäßiger Meditation erste Veränderungen in Hirnregionen hervorgerufen werden, die eindeutig messbar sind. Erklärt wird die stressmindernde Wirkung mit dem vermehrten Auftreten von sogenannten „Alphawellen“. Das sind die Gehirnwellen, die mit der Tiefenentspannung einhergehen.
Einem anderen, nämlich im Januar 2014 im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichten Bericht zufolge helfen regelmäßige Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditationen, wie die Taoistische nicht nur, Angstzuständen und Depressionen vorzubeugen. Sie bauen sie sogar ab. Zudem wirken sie schmerzlindernd, was sich insbesondere bei chronischen Leiden positiv auswirkt.
Regelmäßigkeit ist das Stichwort
Vielleicht ist es dir aufgefallen: In beiden Fällen ist von „regelmäßig“ die Rede. Darauf beziehen sich auch die nachfolgend genannten Effekte:
- Dank Meditation verlangsamt sich der physiologische (körperliche) wie auch der mentale (geistige) Alterungsprozess. Wachheit und Fitness im Kopf bleiben länger erhalten Die bereits angesprochene innere Ruhe oder „Kraft aus der Mitte“, zu der die Übungen führen, stärkt das Immunsystem. Das wiederum fördert zum einen die Selbstheilungskräfte, zum anderen verringert es das Risiko beziehungsweise die Anfälligkeit für Krankheiten.
- Auf dem Weg zu der angestrebten Gelassenheit nimmt auch das Bedürfnis nach Gewohnheiten, wie Rauchen, (übermäßiger) Alkoholgenuss oder sonstigen Suchtverhalten ab. Insofern erscheint es logisch, wenn es heißt, dass Meditation mit der Zeit sogar die Gefahr von Herzinfarkt oder Schlaganfall deutlich reduziert.
- Meditation vertieft die Selbstwahrnehmung und steigert gleichzeitig die Kompetenz von Kommunikation. Denn nur wer sich selbst besser kennenlernt, kann seine Gedanken, Wünsche, Emotionen genauer beschreiben beziehungsweise vermitteln – und auch die Vorstellungen der anderen genauer wahrnehmen. Das spricht dafür, dass Übungen die Förderung von Kreativität und intuitiver Intelligenz unterstützen.
Ab sofort Ihr Motto: Tu Dir selbst etwas Gutes – und bleib an der Sache dran!
Hast du die Grundkenntnisse der Taoistischen Meditation erst einmal heraus, wird sie dich auch zu einem bodenständigeren Menschen formen. Außerdem sorgt sie dafür, dualistische, westlich-komplizierte Denk- und Verhaltensmuster zu überwinden. Sie vereinfacht den Lebensalltag. Und sie wird dein ureigenes Selbstvertrauen stärken. Denn die Übungen sind auch Instrumente, die deine Individuation unterstützen.
Die Kunst ist lediglich: durchzuhalten. Denn trotz aller positiven Effekte gibt leider fast jeder zweite Einsteiger seine Meditationsübungen schon nach kurzer Zeit wieder auf. Aus den unterschiedlichsten Gründen, wie zum Beispiel eine Erforschung aus dem Jahr 2004 belegt. Der ehemalige Studierende Steffen Brandt hat im Rahmen seiner Diplomarbeit am Institut für Psychologie an der Universität Potsdam sowie im Fachbereich Psychologie an der Universität Oldenburg entsprechende Untersuchungen angestellt.
Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Prävention und Gesundheitsförderung im betrieblichen Setting – Eine Längsschnittstudie über die psychologischen Auswirkungen des Yoga und des Autogenen Trainings“ publiziert. Seine Erkenntnisse können sehr gut auch in den Bereich der Taoistischen Mediation übertragen werden. Wer an der 173 Seiten umfassenden Arbeit Interesse hat, kann sie als PDF hier herunterladen.
Werden Sie Sie. Werden Sie menschlich. Werden Sie göttlich.
Tu dir selbst etwas Gutes. Gehe in dich, höre auf deinen Geist, deinen Körper, deine Seele – kurz: dein Ich. Lausche dem Fließen deiner Lebensenergie „Chi“. Gönne dir die notwendige Aufmerksamkeit. Nutze die Meditation als Pfad, die menschliche Instabilität zu überwinden. Befreie dich über die Übungen von deinen Belastungen. Nimm es leicht. Werde leicht.
Lassen wir zum Abschluss noch einmal den großen Lehrer Laotse zu Wort kommen: „Das Weichste in dieser Welt überwindet das Härteste. Das Nichts kann dort sein, wo kein Raum ist. Daran erkennen wir den Wert des Nichts-Tuns. Lehren ohne Worte, beim Tun im Nichts-Tun verweilen, das verstehen nur wenige.“
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