StartDein MeditationsforumMeditation – ErfahrungenSchizophrenie und Meditation

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    Beiträge
  • #1940
    sieben
    Participant

    Hallo,
    ich hoffe, alle in diesem Forum hatten einen schönen Start in die Woche.
    Ich möchte ein wenig von mir erzählen und freue mich auf eure Kommentare:
    mein Freund leidet nun schon seit 16 Jahren an Schizophrenie. Er wurde über Jahre unzureichend behandelt und und ist nun seit 2,5 Jahren richtig medikamentös eingestellt.(er hat außerdem eine schilddrüsenunterfunktion, welche die wahnvorstellungen noch verstärkte)). Sprich: er agiert nun normal(Gesellschaftsnorm)
    Nun begann er vor knapp 2 Jahren mit dem meditieren. es hatte ihm sehr gut getan ; er saß zwei mal am tag für zehn bis zwanzig minuten in der stille. aufgrund verschiedener Umstände setzte er seine neuroleptika ab( nicht die hormone für die Schilddrüsenunterfunktion) denn: wie bei vielen an Schizophrenie-Erkrankten nahm auch er die immense Verbesserung seines Zustandes zum Anlass, die Neuroleptika abzusetzen. innerhalb weniger monate ging es bergab- wir waren erst frisch zusammen gekommen und das gemeine an der krankheit ist ja, dass der betroffene immer wieder versichert, ihm ginge es ausgezeichnet. das wir uns noch nicht so gut kannten, nahm ich es ihm ab, denn er ist eh ein wenig exzentrisch in vielerlei art.
    Als ich eines abends nach hause kam, stand er gerade vom meditieren auf. er erzählte, dass wir alle jalousien schließen müssten, wegen den hungergeistern da draußen und ab heute gäbe es “nur noch vegetarisch. wir müssten leben wie buddhistische mönche und kaffee und fleisch wären eh tabu. ”
    versteht mich nicht falsch- ich bin dem Buddhismus sehr zugetan und bin diesbezüglich auch belesen.
    aber er war einfach mitten in einer psychose festgefahren. er hatte eh schon seit wochen sehr wenig geschlafen und war nicht mehr er selbst.
    kurz darauf war er für mehrere wochen in der psychiatrie. nach einen halben jahr ist er wieder auf dem damm.
    allerdings haben ihm die Psychiater in der Klinik sowohl seine Stammpsychiaterin wiederholt geraten, das meditieren zu lassen und sich eher sportlichen aktivitäten zuzuwenden.
    er ist darüber ziemlich unglücklich. das meditieren hatten ihn immer sehr ausgeglichen sein lassen und er hatte es bis dato fest in sein leben integriert, er hatte sogar mich bekehrt.
    nun stehen wir ein wenig verloren da, was dieses thema angeht. obwohl wir wissen, dass das absetzten der tabletten wohl den größten anteil daran trägt, dass er einen rückfall hatte, sehen dass die psychiater nicht ganz so. sie geben der meditation die mitschuld, da sie die grenzen zum unterbewussten öffne, welche die neuroleptika zu schließen versuche.
    meiner meinung nach ist dieses thema noch nicht ansatzweise genug erleuchtet (…) worden. da die östlichen methoden sich zwar erfolgreich ausbreiten, werden sie von einen erschreckend großen teil eingefleischter schulmediziner vehement abgelehnt. und das geht auf kosten der patienten. überall wird der warnende zeigefinger gezeigt. und mein freund ist zutiefst verunsichert.

    wie geht es euch damit? schreibt ruhig

    gruß, eure sieben

    #1941
    Oliver
    Keymaster

    Liebe sieben,

    das klingt danach, als hätten du und dein Freund schon eine schwierige Zeit miteinander gemeistert. Dafür und dass du ihm beigestanden hast, zolle ich dir meinen ganzen Respekt!
    Soviel ich weiß, ist Schizophrenie unheilbar und kann nur mit Medikamenten unter Kontrolle gebracht werden. solange dein Freund nicht medikamentös gut eingestellt ist, rate ich auch von Meditation ab. Warum? Ich habe zu diesem Thema von mehreren buddhistischen Mönchen den eindeutigen Standpunkt gehört, dass man bei einigen psychischen Erkrankungen wie Depression sehr vorsichtig mit Meditation umgehen muss. Es gibt durchaus die Möglichkeit, dass KRankheitssymptome verstärkt werden.

    Dennoch halte ich grundsätzlich das Absetzen der Medikamente für die Hautpursache des Zustandes deines Freundes.
    Was hälst du davon, dass sich dein Freund mal mit einem Meditationslehrer in einem buddhistischen Zentrum zusammensetzt und seinen Standpunkt dazu einholt? In der Regle wird dieser davon abraten und vielleicht hört er eher darauf, wenn ihm dies nicht von einem Schulmediziner, sondern von einem buddhistischen Meditationslehrer gesagt wird. Dann sollte er warten, bis er medikamentös wieder eingestellt ist und er wieder stabil ist und dann spricht meines Erachtens nichts dagegen, dass er wieder anfängt, zu meditieren. Das wäre meine empfohlene Vorgehensweise.

    Viele Grüße!
    Oliver

    #1963
    sieben
    Participant

    Dank dir, Oliver.

    Durch die Meditation sehe ich das alles auch oft gelassener, als es jetzt in geschriebener Form vielleicht aussieht.
    Ich würde mir jedoch wünschen, dass in Zukunft von seiten unseres Gesundheitsystems eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Meditation stattfindet; sie hilft nicht nur im hier und jetzt, sondern auch in vorbeugender Form- anders als die meisten Medikamente.

    Lieben Gruß

    #1983
    Nexi
    Participant

    Hey Sieben,

    ich bin Psychologin und habe bereits in einer Psychiatrie und mit Schizophrenen gearbeitet. Ich persönlich glaube nicht, dass Meditieren Symptome auslösen kann.Laut der aktuellen Forschung rät man im Allgemeinen aber von Meditation ab, weil sie bereits vorhandene Symptome verstärken kann, so wie du es bei deinem Freund auch beschrieben hast..(Das war sicher eine schlimme Situation für dich..)
    Eine Beispielaussage eines Betroffenen könnte dabei sein: “Wenn ich mir so meine Gedanken anschaue: “Wow, was ist das? Dieser Gedanke kommt mir komisch vor, könnte dieser manipuliert worden sein?” vs. “Dieser Gedanke- ist doch schon fast wie eine Stimme..Was ist das für eine Stimme?”

    Nach Abklingen der akuten Symptome wird aber gleichzeitig in der Forschung und Praxis empfohlen, viel Entspannung einzubauen und Stress der einen weiteren Ausbruch womöglich verursacht, abzubauen. Dafür finde ich jedoch ist Meditieren sehr gut geeignet. Es gibt aber natürlich andere Entspannungsverfahren, etwa PMR, die innerhalb der Forschung etwas weniger kritisch gesehen werden.
    Da das Absetzen der Medikamente wahrscheinlich der Hauptauslöser war, könnte dein Freund natürlich probieren, inwiefern ihm aktuell, ohne vorhandene Symptome, Meditieren hilft oder ob er andere Formen findet, sich Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit zu gönnen. Euch beiden dabei auf jeden Fall alles Gute.

    #2001
    Frusciante17
    Participant

    Hi! 🙂

    Ich will zu diesem Thema auch noch etwas schreiben, da ich selbst zwei psychotische Schübe hatte.

    Meinen ersten Schub hatte ich vor zirka 6 Jahren. Meinen zweiten Schub vor 4 Jahren. Und was ich sagen kann ist, dass mir für mein Wohlbefinden kein Psychopharmakon so gut geholfen hat wie Meditation.

    Ich war nach meinem ersten Schub völlig verwirrt und instabil. Das Abilify (Neuroleptikum) konnte mich auch nicht stabilisieren. Es folgte der zweite Schub. Dann begann ich zu meditieren (3 mal 15 Minuten am Tag) und es ging mir mit jedem Tag besser und besser. Mittlerweile meditiere ich eine Stunde am Tag und ich kann sagen, dass es symptomfrei bin. Ich bin wieder völlig normal. 🙂

    Nur fürchte ich, dass wenn ich tiefer in die Meditation eintauche es zu einem weiteren Schub kommen könnte. Aber das hält mich nicht davon ab weiterhin zu meditieren.

    Ich wünsche Alles Gute!

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