Ich meditiere seit 6 Jahren und profitiere sowohl auf körperlicher wie auch auf geistiger und seelischer Ebene von der Wirkung der Meditation.
Mein Weg zur Meditation war eher zufällig – wie sicher bei vielen anderen auch. Eigentlich wollte ich nur etwas für meinen Körper tun. So fand ich den Weg in einen Yoga-Kurs, der mir neben den Körperübungen auch die Meditation nahe gebracht hat.
Bis dahin habe ich regelmäßig das Autogene Training praktiziert und war überzeugt, keine Meditation zu benötigen, da ich mich ja selber sehr gut entspannen konnte. Zunächst war ich daher enttäuscht von dem Yoga-Kurs. In diesem wurden die körperlichen Übungen mit dem Ziel gelehrt, auf die Meditation vorzubereiten. Ich ließ mich jedoch darauf ein und wurde reich belohnt.
Aller Anfang ist schwer
Es klingt so leicht „Ganz im hier und jetzt sein“ – „Nichts tun“ – „Nichts denken“ und es ist doch so schwer. Zunächst kam ich überhaupt nicht mit den Stille-Übungen klar. Meine Gedanken rasten und so lange still sitzen konnte ich auch nicht. Mal schmerzte der Rücken oder die Füße schliefen ein, so dass ich mich kaum auf das Verweilen in der Stille einlassen konnte.
Nach vielen Übungseinheiten zeigten sich erste Fortschritte. Ich konnte immer länger sitzen, ohne dass ich Beschwerden hatte. So wurden auch die Zeitspannen, in denen mein Geist zur Ruhe kam, immer länger.
Ich kann mich noch gut an das Gefühl der Freude und des inneren Friedens erinnern, als ich die ersten Minuten komplette Entspannung ohne zu denken erleben durfte. Im Laufe der Jahre wurden diese kostbaren Minuten und teilweise auch schon Stunden immer mehr zu einem festen Bestandteil meines Lebens. Ohne meine tägliche Meditationspraxis fehlt mir etwas.
Ich habe mir angewöhnt, den Tag mit Stille zu beginnen und ihn auch mit Meditation zu beenden. Natürlich gibt es immer noch Tage, an denen es weniger gut klappt als an anderen Tagen. So habe ich mir am Anfang immer einen Wecker gestellt, der mich nach einer bestimmten Zeit aus der Meditation geholt hat. Bei den ersten Meditationsübungen zu Hause war ich nervös und habe häufig die Augen geöffnet um auf die Uhr zu schauen. Ich hatte Sorge zu lange zu meditieren und Termine zu verpassen. Meist jedoch waren nur wenige Augenblicke vergangen, bis ich das nächste mal auf die Uhr geschaut habe. So konnten sich natürlich keine Entspannung und keine Ruhe einstellen. Mit dem Wecker konnte ich die Verantwortung über den Zeitraum getrost abgeben und mich völlig der Meditation widmen. Mittlerweile habe ich ein ganz gutes Zeitgefühl und benötige den Wecker nicht mehr.
Bei den ersten Meditationsübungen hat mich jedes kleinste Geräusch abgelenkt. Aber ich habe gelernt mit meiner Aufmerksamkeit zu dem Geräusch zu gehen, es wahrzunehmen und zu beobachten welche Wirkung es auf mich hat. Anfangs haben mich die Geräusche sehr genervt und ich habe mich unter Druck gesetzt, mich nicht mehr davon stören zu lassen, was natürlich erst Recht nicht funktioniert hat. Erst als ich gelernt habe, die Geräusche wahrzunehmen und dann mit meiner Aufmerksamkeit zu meiner Atmung zurückzukehren, ohne den Geräuschen eine Bedeutung zuzumessen, konnte ich gelassener mit Störungen umgehen.
Was sich für mich durch die Meditation positiv verändert hat
Den Effekt kann ich auch außerhalb der Meditation beobachten. Im alltäglichen Leben bemerke ich eine Ruhe und Gelassenheit, die ich vorher so nicht hatte. Unerwartete Situationen werfen mich nicht mehr aus der Bahn. Ich bin nicht mehr so gereizt und nervös. Mein Schlaf hat sich verbessert. Wenn ich ins Bett gehe, drehen sich meine Gedanken nicht im Kreis und ich schlafe tief und fest die ganze Nacht, ohne zu erwachen. Morgens erwache ich erfrischt und ausgeruht. Ich denke klarer und kann mich besser konzentrieren.
Auf körperlicher Ebene konnte ich beobachten, dass mein Immunsystem gestärkt wurde. Ich bin in den letzten Jahren kaum einmal krank gewesen. Und wenn ich mich doch einmal mit einer Erkältung angesteckt habe, so waren die Symptome meist nur leicht und gut zu ertragen.
Auf seelischer Ebene bemerke ich eine Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit. Ich kann Menschen viel wertschätzender entgegentreten. Ich nehme sie so, wie sie sind und erlaube mir kein Urteil über sie oder ihr Verhalten.
Dadurch ist im menschlichen Miteinander – sei es in der Familie, unter Freunden, auf der Arbeit oder mit Nachbarn – eine positive Veränderung eingetreten. Wenn es zu Unklarheiten, Missverständnissen oder Streit kommt, ist es mir möglich ruhig und besonnen zu reagieren.
Meine Schwierigkeiten bei der Meditation
Aber natürlich gab es auch schwierige Zeiten während meiner Meditationspraxis. Ängste und Unsicherheiten sind während der Zeit in der Stille an die Oberfläche gekommen und wollten bearbeitet werden. Dadurch hat sich einiges in meinem Leben geändert. Ich habe auch erkannt, welche Beziehungen zu Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern mir wertvoll sind und welche mich mehr stressen als nötig ist.
Auch alte Emotionen, welche ich bearbeitet glaubte, sind während der Meditation an die Oberfläche gekommen. Wut, Ärger und Streit, die längst vergangen waren, sind mir wieder ins Bewusstsein geraten. Allmählich habe ich gelernt auch diese einfach wahrzunehmen, zu beobachten und dann mit meiner Beobachtung wieder zur Atmung zurück zu kehren.
An Tagen, wo mir die Meditation schwer fällt, rezitiere ich ein Mantra. Durch die eintönige Wiederholung des Mantras wird der Geist beschäftigt und kann zur Ruhe kommen.
Mein persönlicher Raum
Ich habe mir einen Platz in meiner Wohnung für die Meditation hergerichtet. Mit einem Teppich und einem bequemen Bodenkissen zum Sitzen. Eine wärmende Decke und bequeme Socken liegen ebenfalls bereit. Ich übe sowohl im Sitzen wie auch im Liegen. Manchmal genieße ich es, eine Kerze oder eine Räuchermischung anzuzünden. In diesem beschützten und angenehmen Raum kann ich mich voll und ganz auf die Meditation einlassen.
Das Gefühl, wenn sich Stille, Ruhe und innerer Frieden in mir ausbreitet, möchte ich nicht mehr missen. Ich bin dankbar, dass ich der ersten Begegnung mit der Meditation nicht ausgewichen bin, sondern dass ich dabei geblieben bin und etwas sehr Wertvolles für mich entdecken und erleben durfte. Meditation wird mich sicher mein Leben lang begleiten, wenn auch vielleicht zu manchen Zeiten intensiver als zu anderen Zeiten.
Ulrike, 47 Jahre
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