Nervosität wird sicher jedem aus Prüfungssituationen oder vor neuen Herausforderungen bekannt sein. Grundsätzlich ist dieses Gefühl normal und hilft, die Energie auf das Bevorstehende zu konzentrieren. Mitunter nimmt die Nervosität jedoch überhand und kann dich in unangenehme Situationen bringen: Du vergisst den gelernten Stoff, verlierst den Faden im vorbereiteten Vortrag oder sprichst zu schnell und undeutlich. Auch Ungeduld kann auf eigentlich alltägliche Handlungen eine sehr lähmende Wirkung haben, wenn du beispielsweise auf etwas bestimmtes wartest und nicht in der Lage bist, dich mit anderen Tätigkeiten abzulenken oder zu entspannen. Innere Unruhe kann ebenfalls viele Ursachen haben und sowohl für dich als auch für deine Mitmenschen im Umgang unangenehm oder anstrengend werden.

 

Körperliche Ursachen abklären lassen

Ein Grund für Unruhe oder Nervosität kann die Fehlfunktion der Schilddrüse sein. Beobachte dein Verhalten daher über eine Weile. Ist deine Grundstimmung dauerhaft und ohne ersichtlichen Anlass nervös, unruhig und angespannt, solltest du zunächst deinen Arzt damit konfrontieren. Mittels einer Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob die Schilddrüse und damit eine gestörte Hormonausschüttung verantwortlich ist. Auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind nicht auszuschließen. Sind diese Optionen geprüft worden und wurde ggf. eine Behandlung eingeleitet, kannst du dich unterstützenden Methoden zuwenden.

Doch auch ohne körperliche Ursache oder aber bei vereinzelt auftretender Nervosität etc. können meditative Techniken sehr wirksam sein. Sich bewusst zu entspannen und auf sich selbst zu besinnen ist der beste Weg, um schwierigen Situationen zu begegnen oder belastende Umstände zu ertragen. Man kann an dieser Stelle zwischen Meditation und Entspannungstechniken unterscheiden. Während letztere helfen können, in konkreten Situationen die Anspannung oder Nervosität zu kontrollieren, verhilft Meditation über einen längeren Zeitraum zu einer grundlegend gelasseneren Haltung.

 

Meditation zur Behandlung chronischer Nervosität, Ungeduld und innerer Unruhe

Die Folgen einer stets unruhigen und nervösen Grundhaltung im Alltag sind für Betroffene und deren Mitmenschen oft ein Problem, da sich viele Situationen bekanntlich durch Ungeduld o.ä. nicht beeinflussen lassen. Ziel der Meditation ist es also, eine entspannte Grundeinstellung zum Leben zu finden. Zum Beispiel lässt sich die folgende Übung schnell und einfach in das Berufsleben integrieren: Du reibst deine Handflächen aneinander, bis diese spürbar erwärmt sind und legst sie anschließend auf deine geschlossenen Augen. Rufe dir gleichzeitig ein schönes Bild oder eine Erinnerung ins Bewusstsein und genieße für einige Momente diese Entspannung.

 

Atemmeditation
Atemmeditation

Atemmeditation verspricht bereits mittelfristig Besserung

Die Atemmeditation muss über einen längeren Zeitraum angewandt werden, um Wirkungen im Alltag zu entfalten. Die Ausdauer lohnt sich jedoch. Es handelt sich bei der Atemmeditation um eine Form der Achtsamkeitsmeditation und du wirst lernen, deine Gedanken anders wahrzunehmen und die Konzentration zu schulen. Schließlich ist das Leben im Hier und Jetzt entscheidend. Du wirst die Atemmeditation häufig durchführen müssen, um deine Ausdauer zu verbessern, doch setze dich nicht unter Druck. Wenige Minuten sind zu Beginn ausreichend und völlig in Ordnung, jede Form des Ausdauertrainings benötigt eben etwas Zeit.

Setze dich zunächst bequem, aber gerade und aufrecht, hin. Nun versuche, in einen angenehmen Atemrhythmus hinein zu kommen. Einige sehr tiefe Atemzüge sind ein guter Anfang. Doch lass anschließend eine entspannte Atmung zu, ohne dich an bestimmte Vorgaben zu halten, denn bereits nach kurzer Zeit wird das Atmen von selbst flacher und ruhiger. Nun beobachte deine Atmung und achte darauf, wie sich der Atem in der Nase anfühlt oder wie sich dein Bauch bzw. Brustkorb bewegt.

Die größte Herausforderung ist das gleichzeitige Entspannen und Konzentrieren. Bleibe gedanklich zwar stets beim Atmen, doch zwinge dich nicht dazu. Abschweifende Gedanken sollen nicht unterdrückt, jedoch aber sanft in die richtige Richtung, d.h. zurück zum Atmen, bewegt werden. Als Hilfestellung kannst du deine Atemzüge anfangs zählen (z.B. immer wieder von eins bis zehn), um besser bei der Sache zu bleiben. Plane für die Atemmeditation stets fünf bis 20 Minuten ein und kommen durch ein angenehmes akustisches Signal dann zum Ende.

Wird die Atemmeditation häufig durchgeführt, wirst du zunehmend schneller in einen entspannten Zustand gelangen, denn die meditative Aufgabe besteht lediglich darin, die Gedanken auszublenden und sich in einen Zustand der Ruhe zu bringen. Nimm Gedanken, Veränderungen beim Atmen oder andere Einflüsse einfach zur Kenntnis ohne sie zu bewerten. Die Konzentration und Besinnung auf sich selbst ist das einzige Ziel der Atemmeditation. Der Entspannungseffekt wird im Laufe der Zeit immer länger anhalten, zudem kannst du eine kurze Meditation auch in Alltagssituationen einfacher durchführen.

 

Entspannungstechniken und Meditation bei zeitweiliger Unruhe und anlassbedingter Nervosität

Nervosität verhindert manchmal, dass Menschen ihre eigentlich besten Leistungen abrufen können. Schlaflosigkeit, Vergesslichkeit und Unachtsamkeit sind häufige Folgen von Nervosität und erschweren eine gründliche Vorbereitung, z.B. auf Prüfungen, zusätzlich. Dabei kannst du mit einigen Entspannungsübungen jedoch schnell spürbare Verbesserungen erreichen.

 

Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson

Bei der progressiven Muskelentspannung (PMR – progressive muscle relaxation) handelt es sich um eine weit verbreitete Entspannungstechnik, die sich auch gut mit Meditation verbinden lässt. Sie basiert auf der bewussten Anspannung und Entspannung einzelner Muskelgruppen und trägt dazu bei, Spannung abzubauen, Puls und Blutdruck zu senken und damit innerlich zur Ruhe zu kommen.

 

  • Lege dich entspannt auf den Rücken, atme einige Male tief ein und aus und konzentriere dich dann bewusst auf das gleichmäßige Ein- und Ausatmen. Zu Beginn erfordert es etwas Selbstbeherrschung, gedanklich nicht immer wieder abzuschweifen, doch lass dich nicht entmutigen.
  • Sobald du eine gewisse Gleichmäßigkeit spürst, beginne mit der gezielten muskulären Arbeit. Spanne zunächst eine Hand an, indem du sie zur Faust ballst. Atme dabei ruhig ein und spüre bewusst die Spannung, die sich in der Hand aufbaut. Beim Ausatmen öffne die Faust und löse damit die Spannung bewusst wieder. Atme ruhig noch einmal ein und aus, bevor du nun auf dieselbe Weise mit dem Unterarm, dem Oberarm, der anderen Hand usw. verfährst.
  • Steuere so alle Muskelgruppen des Körpers an – auch den Beckenboden, den Kiefer, die Augen und den Rücken. Konzentriere dich dabei stets auf den Atemrhythmus und deinen Körper. Möglicherweise wirst du in Einzelfällen einschlafen, bevor du die Entspannungsübungen beendet hast.

 

Zwar solltest du dich zeitlich keinesfalls unter Druck setzen und die PMR solange durchführen, wie du möchtest, ein Wecker kann jedoch verhindern, dass du nachfolgende Termine versäumst. Nachdem du mehrmals diese Entspannungstechnik praktiziert hast, wirst du spüren, dass sie dir zunehmend leichter fällt. Du wirst sie somit auch in verkürzter Form vor Situationen anwenden können, in denen du nervös oder unangenehm aufgeregt bist. Vor allem die Beherrschung und Ausblendung der Gedankengänge lässt dich etwas durchatmen und hilft, die Energie wieder auf die eigentliche Situation zu richten.

 

Resümee: Meditation kann beruhigend wirken

Regelmäßig ausgeführte Entspannungs- und Meditationsübungen helfen sehr gut gegen Unruhe, Ungeduld und Nervosität, auch wenn diese Empfindungen in einigen Situationen ganz unproblematisch sind. Es ist normal, gelegentlich nervös zu werden oder ungeduldig zu sein und es wäre der falsche Weg, mit Druck dagegen anzukämpfen. Sowohl Atemmeditation als auch Progressive Muskelentspannung helfen jedoch, auf Dauer innerlich ruhiger zu werden, in Stresssituationen seelisch etwas zurückzutreten und manche Dinge einfach geschehen zu lassen.

Der Umgang mit belastenden Umständen entscheidet letztlich darüber, wie gut du dich vorbereitest oder wie du mit dem Ergebnis umgehen kannst. Wesensveränderungen benötigen Zeit, um sich zu entwickeln, also verfolge keinen genauen Zeitplan oder setze dir konkrete Zielpunkte, denn einzig dein Weg ist das Ziel.