Diese Technik ist eine der aktiven Meditationsformen. Der indische Mystiker Osho hat sie speziell für die Bedürfnisse des westlichen Menschen entwickelt. Zu viel Aktivität und nach außen gerichtetes Sein stehen seiner Einschätzung nach zwischen den Werten dieses Kulturkreises und den tiefen Erkenntnissen, die in einer klassischen Meditation möglich sind. Westler können einfach nicht lange genug still sitzen, meint er. Die ersten beiden Teile der geführten Methode konzentrieren sich daher ganz darauf, aufgestaute Gefühle ganz gezielt ins Außen zu bringen. Im Inneren soll auf diese Weise Raum für tiefes Erleben entstehen.
Nur zehn Minuten der etwa einstündigen Meditation beschäftigen sich mit reiner Innenschau, die bei anderen Methoden den Hauptteil ausmachen. Und sogar diese relativ kurze Zeit verbringen die Meditierenden stehend.
Wegen ihrer Möglichkeiten, eigene Gefühle intensiv zu erfahren und als völlig in Ordnung zu erleben, findet diese Technik heute Eingang in die Psychotherapie und in psychosomatische Gruppen.
Für wen ist die Dynamische Meditation geeignet?
Die Meditation ist für alle geeignet, die sich einfach einmal allen Gefühlen des Moments rücksichtslos hingeben wollen. Schreien, Weinen, Toben – alles ist erlaubt und sogar erwünscht. Für Fortgeschrittene, die zuvor eher ruhige oder passive Meditationen erlebt haben, eröffnet sie ganz neue Eindrücke ihrer selbst. Anfänger, die nur schwer ruhig sitzen können oder bewusst im geschützten Rahmen alle ihre Gefühle spüren wollen, sind mit dieser Meditationsform bestens beraten.
Gemacht ist sie speziell für westlich sozialisierte Menschen, doch selbst in anderen Meditationstechniken Erfahrene haben manchmal Schwierigkeiten mit dem Einstieg. Denn die “Dynamische” unterscheidet sich von anderen Techniken durch die Möglichkeit, einmal alle Schranken fallenzulassen und alle Gefühle – egal wie verboten sie im Alltag sind – ausleben zu dürfen. Diese unausgesprochene Forderung aktiviert zuerst manchmal Hemmungen und Ängste.
Ist diese Hürde jedoch überwunden, ermöglicht diese Methode eine völlig neue Dimension von Loslassen und Im-Moment-Sein.
Was benötige ich für diese Meditationstechnik?
Zumindest für den Einstieg ist es am besten, die Dynamische Meditation in der Gruppe zu machen. Denn das Erleben wird in der Regel durch die anderen Teilnehmenden weit intensiver.
Folgende Vorteile liegen in der Ausübung mit anderen:
- Die Verantwortung für den geeigneten Raum liegt beim Leiter oder der Leiterin der Meditation.
- Sie erhalten vor Beginn und auf Wunsch auch zwischendurch Hinweise, was im jeweiligen Teil am Programm steht. Gerade für Anfänger ist es schwierig, während des intensiven Geschehens auch noch den Ablauf im Auge zu behalten.
- Die anderen stecken mit ihrem Gefühlsausbruch an. Die Dynamische Meditation findet auch in großen Gruppen statt. Schreien und kreischen zehn bis 40 Personen um Sie herum, ist es einfacher, sich völlig gehen zu lassen. Es zeigt sich dann erst deutlich, was jede und jeder während der Zeit des Chaos alles “darf”.
- Es fällt leichter, alle Phasen durchzuhalten. Jeder der Teile dieser Meditation dauert zehn Minuten. Das klingt nicht nach viel, doch durch die speziellen Aufgaben kann es lange erscheinen. Tun jedoch alle im Raum dasselbe, ist es einfacher, sich einfach ins Gruppengeschehen sinken zu lassen.
Natürlich ist es auch möglich, die “Dynamische” allein durchzuführen. Es gibt eine CD mit der Meditationsmusik zu kaufen, der Ablauf ist im Booklet beschrieben. Ganz wesentlich ist dafür jedoch eine gut gegen Lärm gedämmte Wohnung (in diesem Fall von innen) oder sehr tolerante Nachbarn. Denn laut zu werden ist ein wichtiger Teil dieser Technik, ohne den sie nur halb so großen Nutzen bringt. Im Raum sollte ausreichend Platz für Bewegungen und zum Tanzen zur Verfügung stehen, Kissen und Decken zum Austoben dürfen nicht fehlen. Um das Gespür für diese Form der Meditation zu bekommen, ist der Besuch einer Gruppe zumindest für die ersten paar Male auf jeden Fall sinnvoll.
Wie viel Zeit sollte ich einplanen und was ist der ideale Zeitpunkt?
Laut der Anweisungen auf der Meditations-CD dauert die Dynamische Meditation 50 Minuten. Nicht eingerechnet ist eine nachfolgende Ruhezeit von rund zehn Minuten, die die Methode jedoch sehr bereichert. In Summe also rund eine Stunde. Da es meist schweißtreibend zugeht, können Sie etwas Zeit für eine Dusche danach einplanen. Führen Sie die Meditation bei sich zu Hause durch, so rechnen Sie etwa mit eineinhalb Stunden. Liegt Ihnen eine Gruppe mehr, kommt noch die Fahrtzeit dazu.
In der Gruppe findet die “Dynamische” als Morgenmeditation auf nüchternen Magen statt. Noch frisch vom Schlaf fällt es oft leichter, in starke Energien zu gehen. Für Menschen, die über den Tag viel anstauen und am Abend nach einer explosiven Entspannung suchen, eignet sich jedoch auch dieser Zeitpunkt. Während intensiver Seminare setzen LeiterInnen diese Technik ein, um Erlebnisse rasch und wirkungsvoll sinken zu lassen und Überschüssiges loszuwerden.
Anleitung zur Dynamischen Meditation
Fünf Teile, die jeweils zehn Minuten dauern, sind charakteristisch für diese Meditation. Streng genommen gehört auch noch ein sechster Teil dazu, die so genannte “Ruhe”, diese findet jedoch ohne musikalische Begleitung statt. Die Phasen sind so aufgebaut, dass während der Durchführung ganz gezielt alte Muster aufbrechen und sich danach Körper und Seele neu ordnen können. Viele Menschen berichten daher, dass sie sich nach dieser Erfahrung wie neu geboren fühlen.
Der indische Mystiker Osho hat die “Dynamische” speziell für Menschen entwickelt, die einen raschen, nach außen hin orientierten Lebensstil gewohnt sich. Ein aktives, logisch strukturiertes Leben macht es manchen schwer, sich in die tiefen Einsichten einer passiven Meditation zu begeben. Osho hat aus der Not eine Tugend gemacht und lässt die TeilnehmerInnen über intensiven körperlichen Ausdruck in die Methode einsteigen. Diese intensiven Teile ermöglichen es auf der einen Seite, Blockaden zu lösen und Energie abzuführen, auf der anderen Seite ist auch er bereits Teil und Vorbereitung für die meditative Innenschau.
Anleitung zur Dynamischen Meditation
1. Chaotisches Atmen
Ein wichtiger Bereich, in dem ein Mensch seine Muster speichert und über viele Jahre und Jahrzehnte wiederholt, ist die Atmung. Bestimmte Atem-Gewohnheiten lernen bereits Kinder und behalten sie dann oft ihr Leben lang bei. Am hartnäckigsten sind solche Muster, wenn ein Mensch sie während stressbelasteter oder sogar traumatischer Erfahrungen angenommen hat.
Die erste Phase der Dynamischen Meditation lockert diese Vorgänge auf. Es geht in diesem Teil darum, rasch durch die Nase ein und auszuatmen. Möglichst ohne Pausen zwischen dem Ein- und Ausatmen und möglichst ungeordnet. Ganz anders als bei den klassischen Meditationsformen soll der Odem so oft wie möglich seinen Rhythmus wechseln beziehungsweise erst gar keinen entstehen lassen. Das Zwerchfell kommt intensiv zum Einsatz. Darin gespeicherte Energie kann sich dabei eindrucksvoll entladen. Durch die Nasenatmung aktiviert sich das Gehirn, durch die raschen, ungeordneten Wechsel in der Atemgeschwindigkeit und -tiefe lösen sich Hemmungen schon in dieser Phase auf. Die frei werdende Energie darf im nächsten Teil ungebremst nach außen kommen.
2. Katharsis
Jetzt geht es rund. Was immer sich während der ersten Phase gelöst hat, darf sich nun Raum verschaffen. In der Regel sind es in den ersten paar Dynamischen Meditationen Wut und Aggressionen, die nach außen treten. Diese Gefühle sind in unserer Gesellschaft mit den größten Tabus behaftet und hemmen Menschen daher zu Beginn am stärksten. Damit die TeilnehmerInnen sie bewusst und gefahrlos ausleben können, stehen Kissen und Matratzen zur Verfügung. Denn neben dem Schreien, das den Wutausbruch begleitet, ist auch wildes Schlagen ein wunderbares Mittel, um sich Erleichterung zu verschaffen.
Es gilt nur eine Regel: “Schlage, trete, beiße und brülle so, dass du keinen anderen Teilnehmer gefährdest”. Die Dynamische Meditation finden mit geschlossenen Augen statt. Um jedoch einen guten Platz für Zorn und Wut zu finden, ist es nun erlaubt, sich zwischendurch umzusehen. Mit zunehmender Erfahrung sagen Ohren und Intuition immer genauer, wo sich der ideale Raum findet.
Häufig treten nach den ersten aggressiven Gefühlen andere Regungen in den Vordergrund.
Bodenlose Trauer kann sich in Kreischen, lautem Weinen oder nur ganz leisem Wimmern ausdrücken. Angst kann sich freizittern oder lange unterdrückte Freude in baucherschütterndem Lachen an die Oberfläche kommen. Für diese Phase ist es wichtig, dass die TeilnehmerInnen keinerlei Rücksichten nehmen müssen, außer auf die körperliche Unversehrtheit ihrer Mitmeditierenden. Jeder und jede darf so laut sein, wie es geht, jede akustische und körperliche Äußerung ist willkommen und endlich einmal vollkommen in Ordnung.
So wie das chaotische Atmen dauert auch dieser Teil zehn Minuten. Danach dürfen die neuen körperlichen und seelischen Eindrücke sickern und sich in das System einordnen.
3. Ho-Hüpfen
Viel Energie ist während der ersten beiden Phasen ins Fließen gekommen und konnte sich ausdrücken. Körper und Seele sind aufgewühlt von den neuen Empfindungen. Damit sich diese setzen können und im Körper fest verankert werden, dient das erdende Hüpfen. Die Arme in der Höhe springen alle Teilnehmenden nun zehn Minuten aus den Fußgelenken auf und ab. Bei jeder Landung unterstützt ein “Ho” oder “Hu”, das tief aus dem Bauch kommt, das Einsinken in den Körper. Dieser Ur-Laut bringt alle Aufmerksamkeit auf die Basis des Rumpfes. Von dort aus können die ungehemmten Erfahrungen aus der Katharsis von nun an in den Alltag wirken und neue Energie zur Verfügung stellen.
Gerade bei den ersten Sequenzen der “Dynamischen” fällt es schwer, ganze zehn Minuten lang zu hüpfen. Doch es hilft schon, nur schwungvoll zu wippen, so dass die Fersen immer wieder kraftvoll auf den Boden treffen, wenn keine Reserven für höhere Sprünge mehr vorhanden sind. Diese Übung soll erden, das ganze Körpergewicht soll immer wieder intensiv in den Boden übergehen.
4. Stille
Dann ganz plötzlich mitten im schönsten Hüpfen kommt – die Stille. Ein deutlicher Bruch in der Musik zeigt sie an, in geführten Meditationen sagt der Leiter oder die Leiterin das Wort: “Stille”. In genau der Position, in der die Teilnehmenden gerade sind, verharren sie. Die Arme in der Luft, die Füße etwas auseinander auf dem Boden. Nun ist Zeit, den eigenen Körper neu zu fühlen. Keine Bewegung ist nötig. Energie strömt durch die Bahnen, häufig fühlen sich einzelne Körperpartien belebt, warm, kalt oder prickelnd an. Jede Empfindung ist in Ordnung und genau so richtig, wie sie ist. Die wertfreie Beobachtung steht in der Stille im Vordergrund.
Sollten die Arme mit der Zeit zu schwer werden, dürfen sie ganz langsam nach unten sinken. Immer nur so weit, wie es unbedingt nötig ist. Kleinste Körperregungen finden Beachtung, winzige Zuckungen oder kleine Veränderungen in Gelenken und Muskelspannung. Alles darf sein und so kommen, wie es sich von sich aus entwickelt. Die Phase der Stille entspricht am ehesten einer klassischen Meditation.
5. Tanz
Aus dem intensiven Erleben der Stille heraus entwickeln sich nun sanfte Bewegungen. In der Phase des Tanzes lernt der Körper, die ersten Schritte aus dem neuen Bewusstsein heraus zu tun. Aus zu Beginn vielleicht noch unbeholfenen Bewegungen ergibt sich fließende Harmonie. Wie der “Tanz” für einen Menschen aussieht, ist ganz unterschiedlich. Für den einen kann es ein leichtes Wippen sein in voller Konzentration auf sich selbst. Für die andere können es ausdrucksvolle Bewegungen sein, die im Rhythmus der verspielten Musik den gesamten Körper erfassen. So wie alle anderen Phasen der Dynamischen Meditation passiert auch der Tanz mit geschlossenen Augen.
6. Ruhe
Laut Anweisung ist die “Dynamische” nach dem Tanz vollendet. Doch hat es sich gezeigt, dass eine Phase der Ruhe das Erleben noch verstärkt. Gemütlich sitzend oder liegend, warm in eine Decke gehüllt oder luftig frei ist nun Raum, das Geschehene gedankenlos nachwirken zu lassen. Gefühle oder Erinnerungen, die unter dem starken Ausdruck verborgen waren, können nun an die Oberfläche kommen und bewusst werden.
Es sind zehn bis 15 Minuten – ganz versunken im Selbst -, die die Möglichkeit geben, das Erlebte noch einmal auf eine ganz persönliche Art und Weise zu integrieren.
Nach der Meditation fühlen sich die Teilnehmenden meist voller Energie. Nun ist es Zeit fürs Frühstück und für einen neuen Tag.
Manche Institute bieten diese Meditation jeden Morgen an oder veranstalten Zyklen von 21 Tagen. In dieser Zeit, so heißt es, haben Körper und Geist die Gelegenheit, ein großes Thema zu bearbeiten. Einen gesamten Zyklus mitzumachen bedeutet, einen Teil von sich intensiv zu erneuern. Für beeindruckende Erfahrungen mit dieser Meditation genügt allerdings auch eine gelegentliche Teilnahme. Jede “Dynamische” ist für sich eine Möglichkeit, sich von unnötig Gewordenem in Freundschaft zu verabschieden.
Die Dynamische Meditation in der Kritik
Der indische Mystiker Osho hat diese Meditationsform entwickelt. Bekannt wurde er unter anderem durch von ihm ins Leben gerufene sektenartige Kommunen in Indien und den USA, von denen auch sehr umstrittene Vorfälle bekannt geworden sind. So soll die Gemeinschaft in den USA in den Orten der Umgebung sehr unangenehm aufgefallen sein und die politische Macht für sich in Anspruch genommen haben. Untereinander soll es zu Vergewaltigungen und Verletzungen gekommen sein bis Osho seine Meditationsformen auf ein gewaltfreies Maß reduziert hat. Die “Dynamische” ist wegen dieses Hintergrundes nicht unumstritten. Heute führen sie MeditationsleiterInnen jedoch in einem geschützten Rahmen durch, in dem gefahrlos neue Erfahrungen möglich sind. Eine tiefere Identifizierung mit Osho und/oder seinen Lehren ist für eine Teilnahme nicht nötig.
Langfristige Wirkung der Dynamischen Meditation
Diese Technik bietet sich an, um angestaute Emotionen zu entdecken und zu entladen. Führen Meditierende sie über einen längeren Zeitraum immer wieder aus, so gelingt es oft, blockierte Gefühle nach und nach zu entladen.
Die meist übergelagerten Aggressionen, die Wut und der Zorn, können zu einem Ausdruck finden und müssen daher nicht mehr unterschwellig den Alltag erschweren. Häufig kommen darunter Gefühle wie Trauer oder Angst zu Tage. Dürfen auch diese einfach fließen, findet sich schließlich pure Lebensfreude oder die zuvor als “unangenehmen” erlebten starken Emotionen fühlen sich plötzlich gut und kraftvoll an.
In den meisten Fällen gelingt mit oftmaliger Wiederholung dieser Meditation ein freieres Lebensgefühl und ein direkterer Umgang mit sich selbst und den eigenen Gefühlen. Beides wirkt sich häufig positiv auf die Interaktion mit anderen Menschen aus.
Auf der körperlichen Ebene sind eine gesteigerte Durchblutung und erhöhte Energie zu beobachten.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.